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Dr. P f i z in a i e r
Streitmacht vorwärts, lassen trommeln zum Aufbruch nach Westen
und werden dann Thsin gewiss erobern. Desswegen müssen wir
früher mit einander kämpfen lassen Thsin und Tschao. Wenn es sich
darum handelt, sich zu bedecken mit festem Panzer, zu ergreifen die
spitzige Lanze, so komme ich dir nicht gleich. Handelt es sich aber
darum, sitzen zu bleiben und herumgehen zu lassen die Tafel des
Befehles, so bist du es, der mir nicht gleichkommt.
In diesem Sinne waren in einem Erlasse an das Heer die Worte
enthalten: „Muthig wie der Tiger, heissend wie das Schaf, gierig
wie der Wolf.“ — Die ungestümen Krieger, die er für seine Zwecke
nicht brauchen konnte, wurden auf seinen Befehl enthauptet.
Sung-I schickte hierauf seinen Sohn Sung-siang nach
Tsi, wo derselbe Reichsgehilfe werden sollte. Er gab ihm in eigener
Person das Geleite und gelangte zu dem Gebiete I5j|j 4jjE Wu-yen 1 ),
wo er die hohen Würdenträger zu einem Feste um sich versammelte.
Um diese Zeit trat Kälte mit starken Regengüssen ein, wobei die
Krieger viel von Frost und Hunger zu leiden hatten.
Unter solchen Umständen verlor Hiang-yü die Geduld und
sprach zu seinen Gefährten: Der Feldherr sammelte alle Kraft und
schritt zum Angriff auf Thsin; aber er verweilt lange Zeit und tritt
den Zug nicht an. Jetzt herrscht in dem Jahre Hungersnoth, das
Volk ist arm, die Krieger verzehren Knollen und Hülsenfrüchte, in
dem Heere sieht man nirgends Vorräthe von Reis. Da trinkt jener
Wein, versammelt um sich die hohen Würdenträger, führt aber nicht
die Streitmacht vorwärts, setzt nicht über den Fluss, bezieht
keine Lebensmittel aus Tschao, vereinigt nicht seine Macht mit
der von Tschao, um einen Angriff zu machen auf Thsin, sondern
er sagt: Wir machen uns zu Nutzen dessen Erschöpfung. Wenn
man durch die gewaltige Macht von Thsin überfallen lässt das
neugeschaffene Tschao, so wird dessen Kraft gewiss Tschao weg
nehmen. Tschao ist weggenommen, und Thsin erstarkt: welche Er
schöpfung könnte man sich dann zu Nutzen machen? Auch ward die
Kriegsmacht des Reiches unlängst geschlagen, der König sass auf
seinem Teppich nicht behaglich, er liess hinter sich, was innerhalb
der Grenzen und gesellte sich ausschliesslich zu den Feldherren.
Ob Reich und Haus in Sicherheit oder in Gefa hr, hängt ab von
1 ) In der Nähe des heutigen Tung-ping, Kreis Tai-ngan, Provinz Schan-tung.