Die Gewaltherrschaft Hiang-yü’s.
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diesem einzigen Unternehmen. Jetzt ist jener unbekümmert um die
Krieger des Heeres und befasst sich nur mit den eigenen Angelegen
heiten : er ist nicht der Diener der Landesgötter.
Hiang-yü, entschlossen, dieser Verlegenheit auf dem kürzesten
Wege ein Ende zu machen, begab sich am frühen Morgen zu dem
Oberfeldherrn Sung-I. Er fand diesen in seinem Zelte und hieb ihm
den Kopf ab. Hierauf Hess er in dem Heere verkünden: Sung-I war
mit Tsi übereingekommen, abzufallen von Tsu. Der König von Tsu
gab mir, Yü heimlich den Befehl, ihn hinzurichten. — Sämmtliche
Unterfeldherren, von Furcht erfüllt, fügten sich diesem Ausspruehe
und wagten keine Einwendung. Sie entgegneten vielmehr: Was im
Anfänge dem Reiche Tsu Bestand gegeben, ist das Haus des Feld
herrn. Jetzt aber hat der Feldherr bestraft die Empörung. — Mit
Einstimmigkeit wählten sie Hiang-yü zum einstweiligen Oberfeldherrn.
Ihre nächste Sorge war, Leute zur Verfolgung Sung-siang’s, des
Sohnes Sung-I's, auszusenden. Derselbe ward in Tsi eingeholt und
getödtet. Hierauf ward Hoan-tsu, derselbe, mit dem Hiang-liang noch
während seines Aufenthaltes in U-tschung gemeinschaftlich handeln
sollte, an den König von Tsu geschickt, um diesem die Vollziehung
des angeblichen Befehles zu melden. König Hoai hiess das Gesche
hene gut, indem er Hiang-yü endgiltig zum ersten Feldherrn ernannte
und diesem den Feldherrn Pu, Landesherrn von 'g* Tang-yang,
denselben der sich früher Hiang-liang nach dessen Übergang über
den Fluss Hoai angeschlossen hatte, zur Seite stellte.
Hiang-yü, der jetzt in Tsu zu grossem Ansehen gelangt war
und der sich in den neu erstandenen Reichen einen Namen gemacht
hatte, gab dem Landesherrn von Tang-yang und dem Feldherrn Pu
den Befehl, mit zwanzig tausend Streitern über den Fluss zu setzen
und dem bedrängten Khiü-lo zu Hilfe zu eilen. Der Kampf der sich
hierauf entspann, brachte jedoch wenig Vortheil, so dass Tschin-yü,
Feldherr von Tschao, um die Absendung neuer Streitkräfte bat.
Hiang-yü führte jetzt seine ganze Kriegsmacht vorwärts, übersetzte
den Fluss, versenkte die Schiffe, zertrümmerte alle Kessel und Ge-
fässe, verbrannte die Lagerhütten und nahm nur Mundvorrath für
drei Tage mit sich. Hiedurch wollte er seinen Kriegern zeigen, dass
er zu sterben entschlossen sei und zugleich den Gedanken an einen
Rückzug nicht aufkommen lassen. Auf dem jenseitigen Gebiete ange
langt, schloss er das Heer des Feldherrn Wang-li ein, lieferte den