Die deutsche Königswahl bis zur goldenen Bulle.
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Könige machen werde 121 ). Hierauf hatte dann die Abstimmung das
durch die Wahl vorherbestimmte Resultat, indem auch alle Laienfürsten
Rudolf kürten und das ganze Yolk seinen Reifall zu erkennen gab 122 ).
Aus den verschiedenen Berichten über dieses Ereigniss lässt
sich ebenfalls so Manches zur Bestätigung der Principien entnehmen
welche, der obigen Erörterung gemäss, der deutschen Königswahl zu
Grunde liegen.
Erstens ist wiederum und zwar vorzüglich nach der Erzählung
des Bruno, in seiner Schrift über den sächsischen Krieg, klar und
deutlich, wie zwischen den beiden Acten, Wahl im engeren Sinne und
Kur, unterschieden werden muss 123 ). Von der ersteren, bei welcher
wieBerthold berichtet, die Bischöfe abgesondert von den Laienfürsten
beriethen 124 ), sagt Bruno ausdrücklich: „t andern Rudolfum. — concor-
diter elegerunt“ und fährt dann fort: „Als aber die Einzelnen ihn als
König nennen sollten“ (— at cum singuli deberent eum regem lau-
dare ■—■), wollten Manche noch ihre Bedingungen machen.
Zweitens: der Erzbischof von Mainz ist abermals der Erste an
der Kur 125 ).
Drittens: an ihn schliessen sich zuerst die Bischöfe, dann die
Laienfürsten an 12 °).
Viertens ist diese Wahl dadurch merkwürdig, dass sie die ersten
Versuche zur Aufstellung einer Wahlcapitulation enthält und dass der
König auch wirklich die oben angegebenen Zugeständnisse machte.
Ob Bruno bei der Erwähnung dieser Puncte chronologisch richtig
verfahren ist, möge dahingestellt bleiben; es hat grössere Wahr
scheinlichkeit, dass dieselben nicht erst bei der Kur, sondern schon bei
121 ) Paul. B ernried. 1. c. cap. 93, p. 342. — qui utique regnum, non ut proprium sed
pro dispositione sibi ereditum reputans, omne haereditarium jus in eo repudiavit et
vel Hlio suo hoc adoptaturum fore, penitus abnegavit: justissimo in arbitrio prin-
cipum esse decernens, ut post mortem ejus libere non magis filium ejus, quam alium
eligerent, nisi quem ad id culminis aetate et morum gravitate dignum invenissent. —
Bruno I. c. Hos etiam ibi, consensu communi comprobatum, Romani Pontificis
auctoritate est cörroboratum, ut regia, potestas nulli per haereditatem, sicut antea fuit
consuetudo, cederet, sed filius regis, etiamsi valde dignus esset, per electionem spon-
taneam, quam per successionis lineain rex proveniret: si vero non esset dignus regis
filius, vel si nollet eum populus, quem regem facere vellet, haberet in potestate populus.
122 ) Siehe oben Note 118.
123 ) Siehe oben die Noten 117, 118 a .
124 ) Siehe Note 116.
125 ) Siehe Note 118.
126 J Siehe Note 118.