Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 24. Band, (Jahrgang 1857)

Die deutsche Königswahl bis zur goldenen Bulle. 
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Könige machen werde 121 ). Hierauf hatte dann die Abstimmung das 
durch die Wahl vorherbestimmte Resultat, indem auch alle Laienfürsten 
Rudolf kürten und das ganze Yolk seinen Reifall zu erkennen gab 122 ). 
Aus den verschiedenen Berichten über dieses Ereigniss lässt 
sich ebenfalls so Manches zur Bestätigung der Principien entnehmen 
welche, der obigen Erörterung gemäss, der deutschen Königswahl zu 
Grunde liegen. 
Erstens ist wiederum und zwar vorzüglich nach der Erzählung 
des Bruno, in seiner Schrift über den sächsischen Krieg, klar und 
deutlich, wie zwischen den beiden Acten, Wahl im engeren Sinne und 
Kur, unterschieden werden muss 123 ). Von der ersteren, bei welcher 
wieBerthold berichtet, die Bischöfe abgesondert von den Laienfürsten 
beriethen 124 ), sagt Bruno ausdrücklich: „t andern Rudolfum. — concor- 
diter elegerunt“ und fährt dann fort: „Als aber die Einzelnen ihn als 
König nennen sollten“ (— at cum singuli deberent eum regem lau- 
dare ■—■), wollten Manche noch ihre Bedingungen machen. 
Zweitens: der Erzbischof von Mainz ist abermals der Erste an 
der Kur 125 ). 
Drittens: an ihn schliessen sich zuerst die Bischöfe, dann die 
Laienfürsten an 12 °). 
Viertens ist diese Wahl dadurch merkwürdig, dass sie die ersten 
Versuche zur Aufstellung einer Wahlcapitulation enthält und dass der 
König auch wirklich die oben angegebenen Zugeständnisse machte. 
Ob Bruno bei der Erwähnung dieser Puncte chronologisch richtig 
verfahren ist, möge dahingestellt bleiben; es hat grössere Wahr 
scheinlichkeit, dass dieselben nicht erst bei der Kur, sondern schon bei 
121 ) Paul. B ernried. 1. c. cap. 93, p. 342. — qui utique regnum, non ut proprium sed 
pro dispositione sibi ereditum reputans, omne haereditarium jus in eo repudiavit et 
vel Hlio suo hoc adoptaturum fore, penitus abnegavit: justissimo in arbitrio prin- 
cipum esse decernens, ut post mortem ejus libere non magis filium ejus, quam alium 
eligerent, nisi quem ad id culminis aetate et morum gravitate dignum invenissent. — 
Bruno I. c. Hos etiam ibi, consensu communi comprobatum, Romani Pontificis 
auctoritate est cörroboratum, ut regia, potestas nulli per haereditatem, sicut antea fuit 
consuetudo, cederet, sed filius regis, etiamsi valde dignus esset, per electionem spon- 
taneam, quam per successionis lineain rex proveniret: si vero non esset dignus regis 
filius, vel si nollet eum populus, quem regem facere vellet, haberet in potestate populus. 
122 ) Siehe oben Note 118. 
123 ) Siehe oben die Noten 117, 118 a . 
124 ) Siehe Note 116. 
125 ) Siehe Note 118. 
126 J Siehe Note 118.
	        
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