39
in Beziehung auf die Lautlehre nur die Anordnung, die natürlich
mit jeder neuen Auflage lichtvoller und durchsichtiger geworden
sind, so dass wer nur überhaupt zu sehen verstehe, sich nun wohl
in dessen Grammatik werde orientiren können.
Aber auch zugegeben, dass nach Grimm's Leistungen noch
eine popularisirte Verarbeitung derselben Noth thäte, liiesse,
eine solche Arbeit zur Preis-Aufgabe einer Akademie machen, im
Namen eines wissenschaftlichen Körpers Gelehrte auffordern,
Grimm's Werke zu epitomiren. Gegen eine solche, jeder Akademie,
jedes Gelehrten unwürdige Aufgabe müsse er sich entschieden
erklären.
Es möge immerhin ein deutscher, dann aber auch ein
einer deutschen Akademie würdiger Gegenstand zur ersten Preis-
Aufgabe gewählt werden. Ein solcher sei aber in keiner Bezie
hung eine „Yolksthümliche tabellarische deutsche Sprachlehre,"
überhaupt begreife er nicht, was eine „tabellarische Grammatik"
sein soll?
Was die Vorwürfe gegen Herrn Wolf’s Programm betreffe:
dass die unvollendete Grammatik Grimm’s nicht als Muster zu
reiche, und dass — wäre eine historisch vergleichende Gram
matik der slawischen Sprachen wirklich ein so dringendes, von
den Slawisten seihst gefühltes Bedürfniss — sie die Petersburger
Akademie und die Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag zu
Preis-Aufgaben gewählt haben würden, so wolle er bemerken, und
zwar in ersterer Beziehung, dass man die historisch-vergleichende
Methode der Sprachforschung, als deren Schöpfer doch unbezwei-
felt Grimm gelte, und die hier allein gemeint sein kann, um
als Muster zu dienen, aus jeder Auflage, aus jedem Bande seines
Meisterwerkes hinlänglich kennen lernen könne; übrigens sei ja
auch auf Friedrich Diez' vollendete und doch gewiss klare und
übersichtliche Grammatik der romanischen Sprachen in Wolf’s
Programme hingewiesen worden, die nach derselben Methode
gearbeitet und ein Beweis mehr ist, dass Grimm's Vorgang nicht
nur mustergültig sondern auch für den mit den gehörigen Vor
kenntnissen Ausgerüsteten ein ebenso sicherer als vollkommen ver
ständlicher Wegweiser ist. In letzterer Beziehung müsse er be
kennen, dass, wenn auch die gelehrten Körperschaften von Peters
burg und Prag diesen Gegenstand bis jetzt noch nicht zu ihren