Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

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in Beziehung auf die Lautlehre nur die Anordnung, die natürlich 
mit jeder neuen Auflage lichtvoller und durchsichtiger geworden 
sind, so dass wer nur überhaupt zu sehen verstehe, sich nun wohl 
in dessen Grammatik werde orientiren können. 
Aber auch zugegeben, dass nach Grimm's Leistungen noch 
eine popularisirte Verarbeitung derselben Noth thäte, liiesse, 
eine solche Arbeit zur Preis-Aufgabe einer Akademie machen, im 
Namen eines wissenschaftlichen Körpers Gelehrte auffordern, 
Grimm's Werke zu epitomiren. Gegen eine solche, jeder Akademie, 
jedes Gelehrten unwürdige Aufgabe müsse er sich entschieden 
erklären. 
Es möge immerhin ein deutscher, dann aber auch ein 
einer deutschen Akademie würdiger Gegenstand zur ersten Preis- 
Aufgabe gewählt werden. Ein solcher sei aber in keiner Bezie 
hung eine „Yolksthümliche tabellarische deutsche Sprachlehre," 
überhaupt begreife er nicht, was eine „tabellarische Grammatik" 
sein soll? 
Was die Vorwürfe gegen Herrn Wolf’s Programm betreffe: 
dass die unvollendete Grammatik Grimm’s nicht als Muster zu 
reiche, und dass — wäre eine historisch vergleichende Gram 
matik der slawischen Sprachen wirklich ein so dringendes, von 
den Slawisten seihst gefühltes Bedürfniss — sie die Petersburger 
Akademie und die Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag zu 
Preis-Aufgaben gewählt haben würden, so wolle er bemerken, und 
zwar in ersterer Beziehung, dass man die historisch-vergleichende 
Methode der Sprachforschung, als deren Schöpfer doch unbezwei- 
felt Grimm gelte, und die hier allein gemeint sein kann, um 
als Muster zu dienen, aus jeder Auflage, aus jedem Bande seines 
Meisterwerkes hinlänglich kennen lernen könne; übrigens sei ja 
auch auf Friedrich Diez' vollendete und doch gewiss klare und 
übersichtliche Grammatik der romanischen Sprachen in Wolf’s 
Programme hingewiesen worden, die nach derselben Methode 
gearbeitet und ein Beweis mehr ist, dass Grimm's Vorgang nicht 
nur mustergültig sondern auch für den mit den gehörigen Vor 
kenntnissen Ausgerüsteten ein ebenso sicherer als vollkommen ver 
ständlicher Wegweiser ist. In letzterer Beziehung müsse er be 
kennen, dass, wenn auch die gelehrten Körperschaften von Peters 
burg und Prag diesen Gegenstand bis jetzt noch nicht zu ihren
	        
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