Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt.
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sehen Boten entnehmen läßt. Vielleicht darf man den Aufbau
dieser so erfolgreichen, lange und stark nachwirkenden Predigt
auch mit Schöpfungen der Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts
in Bezug bringen, wahrscheinlicher noch mit dem geistlichen
Schauspiel. Interessant scheint mir, daß Bertholds Sermon
noch für ein ziemlich spätes Produkt volkstümlicher Dichtung
das Vorbild abgegeben hat. Simrock hat in seinen Volks
büchern 12, 1—26 ein Reim werk abgedruckt: , Wahrhaftige
Beschreibung des jüngsten Gerichtes im Tal Josaphat ‘,
darin ist die populäre Fassung der Predigt Bertholds zugrunde
gelegt. Leider weiß ich über die Provenienz dieses Volksbuches
zurzeit gar nichts Näheres und behalte mir vor, darauf zurück
zukommen. Die Schilderung (ausgehend von Joel 3, besonders
2. 12 ff.) ist dort in Rollen aufgeteilt, die Propheten- und Väter
stellen werden von ihren Verfassern gesprochen, auch in dem
sonstigen Ablauf der Szenen gibt es nur direkte Reden. Das
Ganze wird abgeschlossen durch ein paar Stücke, welche der
volkstümlichen Erbauungsliteratur des 15. Jahrhunderts ent
nommen sind. An sich wäre es gar nicht unmöglich, daß
schon Berthold selbst einmal die Schrift- und Väterzitate seiner
Predigt in erster Person aus dem Munde der Zitierten ge
sprochen hätte, wenigstens hat er noch sonst verschiedene
Male Ähnliches unternommen. Jedesfalls ist auch diese zweite
große Predigt über das jüngste Gericht eine sehr bedeutende
oratorische Leistung und es wird auch an sie noch Melchior
Ambach angeknüpft haben, der in seiner Schrift ,vom Ende
der Welt und Zukunfft des Endtchrist etc. in rheumen gestelt 1
(Frankfurt 1544) eine Weissagung dem Bruder Berthold in
den Mund legte (Hermann Leyser, Vorrede zu den deutschen
Predigten des 13. und 14. Jahrhunderts, S. XVII Anm.). Diese
beiden Reden Bertholds vom besonderen und vom allgemeinen
Gericht haben jedesfalls die Auszeichnung besser verdient,
die Salimbene (Studien 4, 3) den Antichristpredigten ange
deihen ließ. Freilich lehrt uns gerade das Beispiel des Ver
hältnisses zwischen Bertholds eigenem Texte und der verbrei
teten Ausarbeitung seiner gesprochenen Rede, wie wenig wir
eigentlich aus der authentischen Überlieferung der Rusticani
auf die wirklich gehaltenen Predigten und auf ihren Effekt
schließen dürfen.