Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 153. Band, (Jahrgang 1906)

14 I. Abhandlung: v. Schroeder. 
deren Ansiedelungszeit wir nicht sicher kennen, die aber zwei 
fellos, urkundlich gesichert, schon zu Ende des 13. Jahrhunderts 
dort saßen 1 und mit den Esten in lebhaftestem Verkehre ste 
hend, vielfach halb oder ganz estonisiert worden sind. Viel 
leicht sind es in erster Linie gerade diese Ansiedler, welche 
wir als Vermittler der besprochenen Namen und Vorstellungen 
anzusehen haben, wie dies bezüglich des estnischen kratt von 
Ruß wurm auch schon direkt behauptet worden ist. 2 Von ihnen 
mag auch der paar stammen, der ja speziell und ausschließlich 
im Nordwesten Estlands bezeugt ist, vielleicht später erst auf 
genommen und darum nicht weit und nicht tief gedrungen. 
Sind näkk, kratt und tont, wie auch der paar, auf Skan 
dinavien zurückzuführen, so läßt sich das Gleiche von einem 
naheverwandten Wesen, dem Hausgeist pük nicht behaupten. 
Irgend welche bestimmte Indizien, die auf Skandinavien hin- 
weisen, scheinen mir in diesem Falle nicht vorzuliegen, wäh 
rend verschiedene Umstände vielmehr direkt gegen die An 
nahme einer solchen Entlehnung sprechen und weit eher eine 
Entlehnung von Norddeutschland, von Niederdeutschland her 
wahrscheinlich zu machen geeignet sind. Es wird uns freilich 
ein schwedisch-dialektischer puke, ein norwegischer pukje neben 
älter dänischem puge bezeugt, und der altisländische püki, wie 
ags. püca, die gleich dem nordfriesischen (hüs-) püke sich 
sämtlich auf ein gotisches theoret. püka zurückfuhren ließen, 3 
machen es wohl gewiß, daß der skandinavische Norden schon 
seit alters dies elbische Wesen kannte, allein der Pük oder 
Pults ist in weiter Ausdehnung auch in Norddeutschland ver 
breitet und die estnische Namensform pük (Gen. pügi, püga) 
bildet in diesem Falle keinen Beweis für speziell skandinavi 
schen Ursprung. Die geographische Verbreitung des Namens 
und der Vorstellung im Estenlande zeugt ihrerseits sogar ent 
schieden dagegen. Schon J. Hurt, einer der besten Kenner 
des estnischen Volks, seiner Sprache und Überlieferungen, hebt 
bestimmt hervor, daß der Name pük sich weder bei den Reval- 
Esten, noch bei den Finnen vorfinde — also nicht im Norden — 
1 Vgl. C. Rußwurm, Eibofolke, p. 36. 
2 Vgl. C. Rußwurm, Eibofolke, p. 373 ff. Er führt den kratt auf den skratt 
der Inselschweden zurück. 
3 Briefliche Mitteilung von Prof. R. Much, 22. November 1905.
	        
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