Lehre vom Error qualitativ rednndans in personam und vom Error conditionis. 27
verweilen, denn wenn dieser aus dem Eberechte beseitigt ist,
ist es um so mehr auch der zweite. Mastelloni gebraucht nicht
ein einziges Mal den Ausdruck: error qualitatis redundans in
personam, sondern errore nell’ identita sociale; der Sache nach
sind aber beide dasselbe, wie das Beispiel zeigt, dass jemand
die erstgeborene Tochter des Cajus zur Frau haben will. Nun
gibt es aber nur eine Identität, die es zugleich physisch und
social ist, keine theilweise, und somit auch nur einen Identi
tätsirrthum, nämlich die Personenverwechslung. Um zu be
weisen, dass der Irrtlium in der socialen Identität kein Irrthum
in der Eigenschaft sei, sagt er n. 39: Derjenige, der die Erst
geborene des Cäjus will, verlangt nicht eine spiritualistische,
ideale Primogenitur, sondern jenes physische Wesen von Fleisch
und Blut, das der Idee der erstgeborenen Tochter des Cajus
entspricht. Allein das heisst ja nichts anderes, als dass um eine
Tochter des Cajus gefreit wird, die die Eigenschaft hat, die
erstgeborene zu sein. Man könnte auch umgekehrt sagen, es
werde allerdings die geistige, begriffliche Erstgeburt verlangt,
ausserdem aber , noch das dazu gehörige weibliche Wesen von
Fleisch und Blut. Um ferner darzuthun, dass das positive
Recht nicht auf die Personenverwechslung eingeschränkt sein
könne, macht er unter Berufung auf französische Rechtsge
lehrte geltend, dass die Personenverwechslung ein äusserst sel
tener, fast chimärischer Fall sei. Darauf entgegne ich, dass
der Irrthum in der socialen Identität in der modernen Civilehe
gar keinen Platz mehr hat, denn derjenige, der eine ihm per
sönlich unbekannte, nie gesehene Person heiraten will, kann
nicht die Erklärung abgeben, dass er mit der hier gegen
wärtigen die Ehe eingehen wolle.
Esmein I, 316 sagt von dem besprochenen Irrthum: L’idee
donc se congoit bien en elle-meme et est assez rationelle.
Daran ist richtig, dass es rationell war, dem error qualitatis
redundans in personam eheverhindernde Wirkung beizulegen,
aber es verstand sich nicht von selbst, und es war nicht rationell,
Eheschliessungen zuzulassen, bei denen die Bezeichnung der
Qualität die Person ersetzte, gleichviel ob sie Selbstzweck war
oder Mittel zum Zwecke der Individualisierung.