I. Abhandlung: Jurenka. Der ägyptische Papyrus des Alkrnan.
I.
Der ägyptische Papyrus des Alkman.
Von
Dr. Hugo Jurenka,
k. k. Gymnasialprofessor und Pfivatdocenten an der Universität Wien.
Von dem Papyrus des Alkman, den Mariette im Jahre 1855
aus einem ägyptischen Grabe ans Licht des Tages gezogen,
musste fünfzehn Jahre später Friedrich Blass im Rhein. Museum
XXV (1870), S. 179 gestehen, dass immer noch ein gewisser
Nebel über dem Ganzen schwebe. Seither hat die sieghafte
Kraft sowohl des forschenden Auges dieses Gelehrten, als auch
seines Scharfsinnes und seiner Gelehrsamkeit diesen Nebel so
sehr gelichtet, dass er heute nur mehr einem dünnen Schleier
gleicht, der die herrlichen Formen dieses poetischen Gebildes
schon klar durchschimmern lässt. Ihre volle Erkenntniss freilich
ist uns auch jetzt noch versagt, was am deutlichsten wohl
daraus hervorgeht, dass wir bis auf den heutigen Tag den
Versuch einer aus logisch geordneten Gedanken bestehenden
Uebersetzung nicht zu verzeichnen haben. Und so habe ich
es unternommen, auch meine schwache Kraft in den Dienst
dieses wertvollsten Bruchstückes der älteren griechischen Lyrik
zu stellen, nachdem ich über Stellen, die auch nach Blass’ sorg
fältigsten Untersuchungen des Papyrus mir noch immer unklar
waren, durch eine neuerliche Revision des Originals, die ich
der Güte Alfred Croiset’s verdanke, mir Aufklärung ver
schafft hatte.
Zunächst also habe ich zu der Aufzählung der im
Kampfe mit Herakles gefallenen Plippokoontiden Folgendes
nachzutragen: 1
1 Meine eigenen Vermuthungen sind durch gesperrten Druck kenntlich
gemacht.
Sitzungsbor. d. pliil.-bist. CI. CXXXV. Bd. 1. Abb. 1