Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 121. Band, (Jahrgang 1890)

Columbus’ Fahrt nach Tunis. 
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dings die Nachtfahrt auf etwa 100 Seemeilen und die stündliche 
Fahrt auf 8'3 Seemeilen abgekürzt werden. Nach italienischem 
Seemanshrauche heisst aber ,stare dentro al capo di Cartha- 
gine' (wie Ulloa übersetzt hat) soviel als ,sich innerhalb des 
Cap Carthago befinden, es erreicht, es umschifft haben'. Es 
liegt nahe, dass diese Fügung mit dem spanischen Seemanns 
brauche übereinstimmt, da doch Ulloa den Sinn der spanischen 
Fügung richtig übertragen hat. Columbus’ Fahrt erstreckte 
sich also bis an das Cap Carthago selbst. 
Nach dem Gesagten scheint also Columbus’ Fahrt von 
San Pietro nach dem falschen Caji Carthago wohl möglich. 
Ob Columbus dieselbe wirklich unternommen oder vielleicht 
nur beabsichtigt habe, bleibe dahingestellt. 
Auf der dieser Schrift angeschlossenen Tafel ist im mitt 
leren Theile die Nordküste von Tunis und die Südküste Sar 
diniens mit der Insel San Pietro nach der Darstellung der 
englischen Segelkarte des Mittelmeeres, Ausgabe 1880, gegeben. 
Auf den punktirten Linien von einem Punkte nahe bei San 
Pietro bis zum Cap Serrat, Cap Bianco und Cap Farina sind 
die entsprechenden Entfernungen in Seemeilen verzeichnet. Die 
Schwierigkeit, bei dunkler Nacht, bloss auf den Compass an 
gewiesen, Cap Farina zu umsteuern und dann Cap Carthago 
anzulaufen, ergibt sich beim ersten Blick auf die Karte. 
Die übrigen um diese Skizze angeordneten Kärtchen 
zeigen die Lage Carthago’s, wie sie von den Kartographen des 
14.—17. Jahrhunderts dargestellt wurde. Man könnte fast 
behaupten, wenn man von der Karte des Gratiosus Benincasa 
absieht, dass mit der fortschreitenden Zeit die Kenntniss der 
Lage Carthago’s und der benachbarten Küste ungenauer wurde. 
Die bei Lelewel 1 erwähnte ,Carta rnarina Portugalensium' 
aus der Zeit zwischen 1501—1504 enthält zwar die Lage Car 
thago’s; Lelewel musste jedoch bei dem kleinen Massstabe seiner 
Ileproductionen die Lage einer Anzahl von Orten (darunter 
Carthago) weglassen, um die Uebersichtlichkeit nicht zu zer 
stören. Die ,Carta rnarina' konnte daher in Bezug auf die 
vorliegende Frage nicht zu Rathe gezogen werden. 
GÄographie du moyen-äge. Atlas, Bl. 43.
	        
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