Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 120. Band, (Jahrgang 1890)

Uober die dual. Zusätze etc. III. lieber das Leben des Lactantius. 
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dass diese Verbindung in Zusammenhang mit Lactanz’ Auf 
enthalt in Gallien stand. Er selbst berührt nirgends in den 
erhaltenen Schriften Dinge, die auf diesen Aufenthalt schliessen 
lassen, wie er überhaupt über seine persönlichen Verhältnisse 
sehr wenig mittheilt. Die Schriften, die Lactanz an Freunde 
gerichtet, an Demetrian, Asclepiades, Probus, Seuerus, wozu 
die Schrift De ira dei an Donatus kommt, zeigen uns jedoch, 
dass er auch in seinen späteren Jahren einen Kreis von Persön 
lichkeiten hatte, die gewiss ebenso warm ihm zugethan waren, 
wie für ihn seinem ganzen Wesen nach persönlicher Verkehr, 
Mittheilen, Lehren ein Bedürfniss gewesen ist. 
So hat Lactanz die drei Theile der alten Welt durch 
wandert, seine ersten Jahrzehnte verlebte er in Afrika, die Jahre 
der besten Kraft theils in Asien, theils schon in Europa, und hier, 
in Gallien, hat er als hochbetagter Greis sein arbeitsreiches 
Leben beschlossen. 
Einige Bemerkungen, die Sittl in dem nach Einreichung dieser Ab 
handlung an die kais. Akademie erschienenen Jahresbericht für Alterthums 
wissenschaft LIX (1889, II), S. 281 über die oben S. 2 Anm, genannte 
Schrift von P. Meyer macht, veranlassen mich zu einem kurzen Nachtrage. 
Meyer entscheidet sich nämlich ebenfalls dafür, dass Lactanz wegen der 
beiden oben S. 24 und 27 genannten Stellen Inst. V 2, 2. 11, 5 im Jahre 
311 nicht mehr in Bithynien habe sein können, und benutzt diesen An 
haltspunkt zu einem Schlüsse für die Entscheidung der Frage nach dem Ver 
fasser der Schrift De mortibus persecutorum: da nämlich dieser als in 
Nicomedien lebender Augenzeuge der Ereignisse von 303 bis 313 spricht, so 
kann er nicht Lactanz sein. In meiner folgenden, fast druckfertigen Ab 
handlung habe ich anerkannt, dass damit Meyer zuerst einen festen Aus 
gangspunkt für die Entscheidung jener Frage gefunden, in der vorliegenden 
Arbeit habe ich absichtlich die Mortes nicht berührt, da ich das Leben des 
Lactanz nur nach dessen unzweifelhaft echten Schriften darstellen wollte. 
Sittl sagt nun, der Schluss von Meyer sei unverständlich. ,Als Lactanz „De 
mortibus persecutorum“ unter einem toleranten Fürsten an einen befreun 
deten Glaubensgenossen schrieb, konnte er ungescheut von Nicomedien aus 
als seinem Aufenthaltsorte sprechen. Aber wenn er sich an die heidnische 
Welt als Missionär in einer Zeit der Verfolgung wendete, war damit sein 
Tod besiegelt — wenn man ihn fand. Dass der stille unpraktische professor 
eloquentiae nicht ohne Notli den Martertod finden wollte, wird man ihm nicht 
verargen. 4 Aus diesen Worten muss man schliessen, dass Sittl, der übrigens 
Meyers Ansicht, dass die Institutionen vor 311 geschrieben sind, zulässt, 
die Meinung hegt, Lactanz habe das Werk während der Verfolgung, und 
zwar in Nicomedien veröffentlicht, um sich aber als Urheber desselben zu
	        
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