Kant und Comte in ihrem Verhilltniss zur Metaphysik.
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Wie man sieht, trägt keine der drei letztgenannten Wissen
schaften, Logik, Ethik und Politik, normativen, sondern tragen
alle drei ausdrücklich empirischen Charakter an sich. Da der
Inhalt der Empfindungen als solcher das Wahre ist, die auf
induetivem Wege entstehenden Begriffe, Urtheilc und Schlüsse
des Verstandes aber nur natürliche Transformationen der Em
pfindungen und als solche gleichfalls wahr sind, so hat die Logik
nichts anderes zu thun, als den naturgeinässen Vorgang des
Hervorgehens dieser aus jenen (die Induction) zu beschreiben,
um damit die Art, wie Erkenntnisse (richtige Begriffe, gütige
Urtheilc und Schlüsse) zu Stande kommen, angegeben zu haben.
Dieser Vorgang aber, die Transformation ursprünglicher Empfin
dungen, Wahrnehmungen und Anschauungen in Begriffe, Ur
theilc und Schlüsse, ist ein psychologischer, im Bewusstsein nach
dessen Naturgesetzen sich vollziehender, die Logik als Beschrei
bung desselben daher nichts weiter als ein Capitel der Psycho
logie oder im weiteren Sinne der Anthropologie und sonach,
da diese beiden empirische Wissenschaften sind, gleich ihnen
eine reine Erfahrungswissenschaft.
Nicht anders verhält es sich mit der sogenannten Ethik.
Denn da die Willensbewegungen die natürliche Folge von Em
pfindungen, unter diesen aber nur diejenigen, deren Inhalt durch
das Object der Erfahrung erzeugt ist, die wahren sind, so folgt,
dass die guten Willcnsbcwegungcn natürliche Folgen wahrer
Empfindungen sein, d. h. sich aus diesen mit Nothwendigkeit
von selbst ergeben werden. Der Process, durch welchen das
ethische Wollen zum Vorschein kommt, ist daher ein rein psycho
logischer, nach Naturgesetzen sich vollziehender, die Wissen
schaft, welche denselben und dadurch das ,gute‘ Wollen zum
Gegenstände hat, ist daher nichts weiter als eine beschreibende,
ein Capitel der Psychologie oder im weiteren Sinne der Anthro
pologie, beide als empirische Wissenschaften gedacht, und sonach
selbst nichts anders als reine Erfahrungswissenschaft.
Es kann beinahe von Uebcrfluss scheinen, die analoge
Consequenz rücksichtlich der letzten der genannten Wissen
schaften, der Politik, zu ziehen. Es leuchtet ein, dass der
Unterschied derselben von der sogenannten Ethik lediglich in
dem Inhalte dos einmal auf andere bezogenen, das andere mal
auf solche nicht bezogenen Wollens, d. i. in dem Umstande,