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F. v. Hauer.
Dieser Lagerung zufolge bezeichnete sie Foetterle <) als
Hallstätter Schicliten und spätere Entdeckungen haben es unzweifel
haft festgestellt', dass sie in der That der oberen Triasformation
der Alpen angehören. So erkannte ich -) unter den Fossilien, welche
Herr Dr. J. A. Pivona in dem Museum des Gymnasiums zu Udine
niedergelegt hat, Ammoniten aus der Familie der Globosen aus dem
hellgrauen dolomitischen Kalk von Paularo im Incaroigothale, nord
westlich von Ponteba, der eine unmittelbare Fortsetzung des nördlich
von Tarvis gelegenen Dolomitzuges bildet. Eine weit grössere An
zahl von Fossilien aber enthalten dieselben Schichten beim Bleiberg
hau Unterpetzen, westlich von Schwarzenbach, und Obir westlich
von Eisenkappel. Die dortigen lichtgefärbten dolomitischen Kalk
steine liegen nach Lipold's Untersuchungen 3 ) auf Guttensteiner
Kalk und werden unmittelbar von den Bleiberger Muschelmarmor
schichten überlagert, einem Gebilde, dessen Übereinstimmung mit
den St. Cassianschichten ich schon vor langer Zeit nachgewiesen
habe '*), nehmen also genau denselben Horizont ein, wie die lichten
Dolomite der Umgegend von Tarvis. Unter den Fossilien, die Lipoid
in denselben aufsammelte, bestimmte ich den Ammonit es Aon Miinst.,
A. Johannis Austriac Klips t., A. Gaytani Klip s t. und A. Jarbas
Münst. und Hörn es beschreibt 5 ) aus denselben nebst zahlreichen
neuen Arten drei schon aus den Cassianschichten bekannte Gastro-
poden.
Es kann nach diesen Thatsachen nicht dem geringsten Zweifel
unterliegen, dass unsere Kalksteine und Dolomite wirklich bereits
der oberen Trias angehören, und in Kärnten eine petrographisch
verschiedene untere Etage dieser Formation bilden, die aber mehrere
bezeichnende Fossilien mit der oberen Etage gemeinschaftlich ent
hält. In Ermangelung eines anderen bezeichnenden Ausdruckes
nannten sie unsere Geologen in ihren neueren Abhandlungen stets
Hallstätter Schichten, ein Name, der ihnen strenge genommen nicht
zukömmt, und der leicht zu der Meinung verleiten könnte, wir seien
der Ansicht, die obere Trias der Alpen zerfalle in zwei Abtheilungen,
4 ) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt VI. S. 902.
2 ) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt VI. S. 743.
3 ) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt VII.
4 ) W. Haidinger’s naturwissenschaftliche Abhandlungen I. ßd. S. 28.
5 ) Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Mathein.-naturw. CI. XII. S.2i.