Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 20. Band, (Jahrgang 1856)

Bericht über eine wissenschaftliche Reise nach Amerika. 
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auf den Inseln unter spanischer Herrschaft, als emancipirte freie 
Menschen auf Jamaika, endlich als ausschliessliche Herrscher'mitallen 
Prärogativen und Privilegien der schwarzen Farbe auf Haiti, wo den 
Weissen der Ankauf von Ländereien nicht gestattet ist, wo kein 
Weisser das Bürgerrecht geniesst und die wenigen Europäer, welche 
dort als Consuln oder Kaufleute leben, nur geduldet sind. 
Mit einer umständlichen Darstellung dieser für die Zeitgeschichte 
und Culturzustände gewiss höchst wichtigen Verhältnisse will ich für 
heute die hochverehrte Versammlung nicht ermüden. Es genügt mir 
hier in allgemeinen Zügen die Hauptresultate meiner dreijährigen 
Reisestudien und Strebungen in der westlichen Hemisphäre ange 
deutet zu haben. Ich kann nur wiederholen, dass diese Arbeiten keinen 
Anspruch auf etwas Umfassendes oder Erschöpfendes machen, dass 
sie nur einen Beitrag zur grossen Literatur der Länder- und Völker 
kunde bilden, dass ich aber mit meinem Freunde Dr. Wagner red 
lich und eifrig bemüht war, durch unbefangene Beobachtung und 
treue Aufzeichnungen so viele Lücken in der Beiseliteratur auszu 
füllen, als Zeit, Mittel und Kräfte uns gestatteten. Wir waren dabei 
lediglich auf eigene Thätigkeit angewiesen und haben (mit Ausnahme 
der Kostenvergütung unserer Reise nach den Ruinen von Quirigua 
von Seite der britischen Regierung) durchaus keine pecuniäre Unter 
stützung von irgend einem Staate genossen. Das Unvollständige und 
Mangelhafte unserer Arbeiten wird durch diesen Umstand allein — 
abgesehen von den übrigen, oft unüberwindlichen Schwierigkeiten des 
Reisens in wilden und gefahrvollen Ländern — seine Erklärung wie 
seine Entschuldigung finden. Doch liegt für uns schon ein tröstender 
und erhebender Gedanke in dem Bewusstsein, die Aufgaben, die wir 
uns vorgenommen, standhaft durch alle Hindernisse mit Liebe und 
Begeisterung verfolgt und zu dem grossen, unübersehbaren Gebäude 
des menschlichen Wissens, welches die Errungenschaft so vieler 
Jahrhunderte ist, wenigstens auch einige kleine Bausteine hinzu 
gefügt zu haben. 
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