Stelle der jetzigen Franzensburg 100 Jahre spaͤter besaß ihn Herzog Albrecht II
der Weise oder Lahme, der dem Orte Marktrecht verlieh. Sein Sohn Albrecht III
mit dem Zopfe, ließ im Jahre 1390 durch den berühmten Meister Weinwurm ein
Schloß erbauen, das nach damaligen Begriffen der Spiegel aller Herrlichkeiten
war, und brachte die werthvollen Reste der verlassenen Burg der Babenberger
am Leopoldsberge hier in Verwendung. Die Herrlichkeit verfiel waͤhrend der
Streitigkeiten der Soͤhne Ernst des Eisernen, und in der von tiefen Wassergra⸗
ben umgebenen Veste hatte sich laͤngere Zeit hindurch ein Raubritter von Rohrbach
eingenistet. Friedrich IV. brachte sie endlich wieder in seinen Besitz. Sein Sohn, Kaiser
Max L. pflog hier der edlen Weidmannslust, und manche Eiche des Parkes mag
schon ihm kühlenden Schatten gewährt haben. Auch ein Congreß wurde im
Schlosse gehalten, im Jahre 1682, zum Zweck der Berathung über die Reichs⸗
hülfe gegen den Christenfeind. Wie ergiebig seine Protocolle gewesen, beurkundet
die Belagerung Wien's im darauf folgenden Jahre. Karl IV. ratificirte hier am
30. April 1725 den hochwichtigen Vertrag wegen Verzichtleistung auf die Krone
Svpanien's und Sicherung seiner Erbfolge.
Der dermalige ziemlich geräumige Bau des Schlosses ist das Werk Maria
Theresia's, seine Verschoͤnerung verdankt es Franz L., welcher der stillen Ländlichkeit
wegen den Aufenthalt in Lachsenburg sehr liebte; von ihm stammt die Ritterburg,
die Erweiterung und Umstaltung des Parkes.
Der Markt, über 100 meist schmucke und wohnliche Häuser zählend, hat eine
schoͤne Kirche zu Ehren Johannes des Täufers mit großer Orgel und zwei be—
deutenden Bildern der Seitenaltäre, der Geburt Christi, von Kohl, und einer Ma⸗
donna mit dem Kinde, von Anton Van Dyk.
Trotz der reichen Schätze der Franzensburg, in der man das Mittelalter wie
nirgends repraͤsentirt findet, bleibt der höchste Schmuck Lachsenburg's sein Garten, im
Umfang von dreiviertel Meilen. Vor Allem sind es die colossalen uralten Baumgrup⸗
pen, der Schmelz der Wiesen, der Charakter der Ungezwungenheit, die ihn aus⸗
zeichnen. Von der Schwechat genährt, nehmen Teiche, Kanäle und Wasserlei⸗
tungen allein ein Flaäͤchenmaß von 12 Jochen ein, der Vegetation uͤppige
Frische verleihend, und eine ganze Flottille groͤßerer und kleinerer Barken ladet
am Rande des großen Beckens zur Wasserfahrt. — Wir benennen nur die we—⸗
sentlichsten Puncte des Parks und ihre Zierden: Das Monument Franz J. eine
gelungene Buͤste Marchesi's aus Carrara-Marmor; die imposante Loͤwenbrücke,
den Tempel der Diana und der Eintracht, den Carolinenhain mit lieblichen Aus⸗
sichtspuncten, die Fasanerie, das einst viel besprochene, nun seiner barocken Aus⸗
stattung entkleidete Haus der Laune, die von Klosterneuburg hierher gebrachte ur⸗
alte Rittersäule, ein sprechender Beweis, mit welcher Meisterschaft unsere Väter
den Stein zu behandeln verstanden. Von ausnehmend zierlicher Form ist das Pa⸗
villon⸗Gebäude der Mariannen⸗Insel, der Mosaikboden seines Hauptgemaches,