Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

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den Mythos von Theseus und Ariadne versinnlichend, fuͤr den Alterthumskundi⸗ 
gen höchst beachtenswerth; er wurde im Jahre 1820 auf den Loigerfeldern nächst 
Salzburg aufgedeckt und zeigt, auf welche Fernen selbst auf barbarischem Boden 
die Siebenhügelstadt ihre geschmackvolle Verfeinerung ausstreute. 
Es würde zu weit führen, die Franzensburg und was sie enthaͤlt näher be— 
schreiben zu wollen. Was sich hier an Alterthümern findet, ist durchgängig Ori⸗ 
zinal, mitunter von hohem historischen Werthe, aus Museen und alten Schlossern 
zusammengebracht. 
Das Deckengetäfel des Gesellschaftszimmers stammt aus dem nun in Trüm— 
mern liegenden Rapottenstein, einst Oesterreich's stärkster Felseveste; die Ka— 
oelle von rothem Marmor, über 900 Jahre alt, aus Klosterneuburg. Mit der 
hier verwahrten Monstranze erhielt, von einem Huͤgel beim Doͤrfchen Zierl ans, 
der auf einem Felsvorsprunge der Martinswand schmachtende, und verloren ge— 
gebene Gemsenjäger Maximilian J. unter dem Wehklagen des versammelten Volkes, 
das den geliebten Fuͤrsten nicht zu retten vermochte, den segnenden Abschieds⸗ 
gruß der Kirche. 
Von Mödling ab kruͤmmt sich die Hauptbahn stark gegen Osten zur Umge— 
hung der Ausläufer des großen Anninger, in die sie an einigen Stellen, wie am 
Eichkogel, tief einschneidet. 
Wir treffen hier zuerst ganz nahe an der Bahn das kleine Thallern, 
einen uralten mauerumfangenen Freihof, dem Kloster Heiligenkrenz gehoͤrig, mit 
geraͤumigen Felsenkellern und einer Weinpresse, die für die größte in Oesterreich 
zilt. Gegenüber, eine Viertelstunde von der Bahn entfernt, Guntramsdorf an⸗ 
geblich gegründet von einem Bruder des ersten Babenbergers, Leopold des Er⸗ 
lauchten, der aber glaubwürdigen genealogischen Tabellen zufolge nie existirt hat. 
— Der Markt, von 130 Haͤusern, hat ziemlich lebhaften Fabriksbetrieb. Die 
alte Kirche war befestigt und ist von einigem historischen Interesse. Friedrich IV., 
der trotz der zahllosen Fehden während seiner langen Regierung zum Krieger— 
handwerk weder Lust noch Beruf besaß, leitete hier in Person einen Winterfeld⸗ 
zug gegen den Anhänger Herzog Albrechts VI., Lorenz von Heiden, der dem 
daiser in der Kirchenveste Trotz bot, und geraume Zeit der unbehülflichen Belage⸗ 
rung widerstand. Zuletzt erlag er, aber der friedfertige Fürst begnügte sich mit der 
erneuerten Lehenshuldigung des Rebellen. 
Weiter nach Süden treffen wir Gumpoldskirchen, das sich, zwei lange Gas—⸗ 
sen bildend, zur Berglehne hinauf zieht, umgeben von üppigem Rebengelände, 
dessen Erzeugniß selbst im Auslande einen wohlbegründeten Ruf genießt. — Von 
hier wird auf kürzestem Wege der große Anninger, der höchste Berg in Wien's
	        
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