Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 93. Band, (Jahrgang 1879)

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K r e ra e r. 
Geschlechte der Meryniden. Hier erhielt er eine Stelle im 
Secretariate des Sultans Abu 'Inan, fiel aber bald in Ungnade, 
ward in den Kerker geworfen und erlangte die Freiheit erst 
nach dem Tode des Sultans im Jahre 1358, worauf er wieder 
eine nicht unwichtige politische Rolle spielte und schliesslich 
von dem neuen Herrscher zu seinem Geheimsecretär ernannt 
ward. Ein Aufstand stürzte den Sultan und unter dem neuen 
Gewalthaber gerieth Ibn Chaldun in eine schwierige Stellung. 
Er wandte sich (1362) nach Spanien, wo Ibn Ahmar, der 
König von Granada, dem er früher wichtige Dienste geleistet 
hatte, ihn mit offenen Armen empfing. Ein Jahr später begab 
er sich als Gesandter seines neuen Herrn nach Sevilla, der 
Stadt seiner Ahnen, zu Peter dem Grausamen, König von 
Castilien, bei dem er die zuvorkommendste Aufnahme fand. 
Der König machte ihm den Antrag, an seinem Hofe zu bleiben 
und wollte ihm sogar die in Sevilla gelegenen früheren Besitz- 
thümer seiner Familie zurückerstatten. 
Nach Granada zurückgekehrt, lebte er in den angenehm 
sten Verhältnissen, bis eine Verstimmung zwischen ihm und 
dem Wezyr Ibn Chatyb ihn veranlasste, wieder nach Afrika 
zurückzukehren (1365). Er liess sich in Bigäja (Bougie) nieder, 
wohin ihn der Hafsiden-Prinz Abu Abdallah eingeladen hatte. 
Doch auch hier währte seine Ruhe nicht lange, denn ein 
benachbarter Machthaber, der Fürst von Constantine, eroberte 
die Stadt. Nur kurz verblieb Ibn Chaldun unter dem neuen 
Fürsten und wandte seine Schritte nun nach Telmesän (Tlemsen), 
wo er von dem Gebieter dieser Stadt, dem Prinzen Abu Hammu, 
aus der Familie der Abd-alwäd, zum Secretär gewählt ward. 
Im Jahre 1370, als sich eben ein Krieg zwischen seinem Herrn 
und dem Sultan von Westafrika aus der Dynastie der Mery 
niden vorbereitete, erbat er sich die Erlaubniss, nach Spanien 
zu reisen und erhielt sie auch. Aber im Augenblicke seiner Ein 
schiffung ward er auf Befehl des Meryniden-Sultans Abdal'azyz 
verhaftet, erlangte nach kurzem Verhöre die Freiheit, kam 
schnell in Gnaden und trat nun in die Dienste dieses Fürsten, 
der sich des grossen Einflusses gerne versicherte, den Ibn 
Chaldun auf die arabischen Nomadenstämme ausübte, die da 
mals ein sehr wichtiges politisches Element bildeten. Als der 
Sultan Abdal'azyz starb, blieb er im Dienste seines Sohnes
	        
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