Büdinger. Eugipius, eine Untersuchung.
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Eugipius, eine Untersuchung,
von
Max Büdinger,
w. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften.
k orschung und Darstellung haben sich in den letzten
Jahrzehnten vielfach mit der Biographie des norischen 1 hei
ligen Severinus beschäftigt. 2 Mit ihres Verfassers Leben, kirch
licher und politischer Stellung hat man sieb nur nebenher be
fasst. Diese näher zu betrachten, hat mir die neue Ausgabe
Anlass gegeben, welche wir Sauppe’s Meisterhand verdanken.
Im Jahre 1542 hat Herold aus Höchstädt (Acropolita)
etwas Aehnliches als Einleitung zu der Basler Edition der
Excerpte aus Augustinus unternommen. 3 Indem Herold aber
des ,Eugyppius‘ Leben zu schildern vorgab, brachte er eines
der seltsamsten Gewebe von kecken Erfindungen und falschen
Combinationen. Er lässt ihn in Carthagö gehören werden —
Roma jam a Genserico capta — den zwölfjährigen Knaben
1 Gleichzeitig lebte der burgundische, der den erkrankten König Chlodo-
veeh in Paris heilte: S. Severini abbatis Agaunensis vita auetore Fausto
monaeko eius discipulo. Acta sanctorum ordinis S. Benedicti X 552. —
81 Weisheits- und Frömmigkeitsregeln (Migne patr. lat. LXXIV, 846)
werden als doetrina S. Severini, aber mit dem Beisatze episcopi gegeben:
ineertae aetatis et sedis, meint Migne p. 843; stammen sie von einem
der beiden Aebte des Namens, so passen sie nach ihrem allgemein
humanen Charakter einigermassen zu dem norisehen, der den bischöf
lichen Titel freilich formell (e. ‘J §. 4) abgelelmt batte, materiell aber
die Gewalt übte, selbst Zehnten auflegte.
2 Wattenbach, Deutschlands Geschiehtsquelleu im Mittelalter, 3. und
4. Aufl. I 39 bis 44.
3 Abgedruckt bei Migne, patr. lat. LXII 555 bis 560, der dann den afrika
nischen Abt Eugyppius den Band hindurch als Uebersckrift gibt.