Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 89. Band, (Jahrgang 1878)

Müller. Die Guttural-Laute der indogermanischen Sprachen 
Die Guttural-Laute der indogermanischen Sprachen. 
Von 
Dr. Friedrich Müller, 
Professor an der Wiener Universität. 
Den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung bildet die 
Unterscheidung einer doppelten Guttural-Reihe in den indo 
germanischen Sprachen, eine Entdeckung, die zuerst von Ascoli 
in seinen bekannten Vorlesungen veröffentlicht und später von 
Fick und anderen Forschern weiter ausgeführt worden ist. 
Wir behandeln diese Frage in dem vorliegenden Aufsatze 
deswegen, weil wir einerseits in manchen wesentlichen Punkten 
von diesen Gelehrten abweichen und andererseits eine zusammen 
fassende Darstellung der ganzen Frage uns wünschenswerth 
erscheint. 
Wir nehmen an, 1 die indogermanische Grundsprache habe 
zwei Reihen von Guttural-Lauten besessen, die wir kurzweg 
1 In Betreff des Verhältnisses von lc, g, gh zu lc, g, gh sind zwei An 
nahmen möglich. Entweder hat sich die eine Reihe lc, g, gh in jenen 
Sprachen, die beide Reihen unterscheiden, zu lc, g, gh und lc, g, gli 
gespalten, oder beide Reihen sind schon in der Grundsprache bereits 
vorhanden gewesen. Die erste Annahme schliesst als zweite Annahme 
in sich, dass Arisch und Letto-Slaviseli vor ihrer Spaltung eine engere 
Einheit gebildet haben müssen, aus welcher sie die Keime für die Spaltung 
der einen Reihe in zwei mitgebracht haben. Damit bleibt aber das Ver 
halten der übrigen Sprachen gegenüber den beiden Guttural-Reihen 
schlechterdings unerklärt. Dagegen erledigen sich mit der zweiten An 
nahme alle Schwierigkeiten auf eine natürliche Weise. Uebrigens müssen 
diejenigen, welche blos eine Reihe annehmen und diese später in zwei 
Reihen sich spalten lassen, folgerichtig auch zur Annahme sich bequemen, 
dass die indogermanische Grundsprache blos die Reihe der tönenden 
Momentan-Laute besessen habe und die Entwicklung derselben zu Aspiraten 
(gh, dh, hli) in jenen Sprachen, welche diese Laute besitzen oder einmal 
besessen haben (Altindisch, Armenisch, Griechisch, Lateinisch, Germanisch) 
durch Spaltung sich vollzogen habe. 
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