Mutli. Der Mythus vom Markgrafen Eüdeger.
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Der Mythus vom Markgrafen Eüdeger
von
Richard v. Muth.
Wenn sich gleich für das Ideal höfischer Milde und Zucht,
für Rüedeger von Bechdären, clen guoten marcgruven unseres
Nibelungenliedes, ein Platz in der Geschichte der Ostmark
nicht gefunden hat, wäre es doch durchaus irrig- den Helden
der Sage für nicht mehr halten zu wollen als ein Phantasie
gebilde der österreichischen Volks- und Hofepik des XII. Jahr
hunderts. Die Genesis des Epos belehrt uns vielmehr, dass in
der Zeit der Aufzeichnung und Vereinigung epischer Lieder
Sänger und Dichter mit ängstlicher Treue festhalten an der
Ueberlieferung und nur in den seltensten Fällen, wenn sie die
poetische Oekonomie geradezu zwingt, es wagen, den bestimmt
umgrenzten Stoff mit Figuren eigener Erfindung zu bereichern.
Demnach sind wir überall dort, wo eine Gestalt des Volksepos,
zumal wenn ihr Charakter in einer gleichmässigen Ausbildung
in verschiedenen Dichtungen erscheint, auf eine historische
Persönlichkeit mit Sicherheit nicht zurückgeführt werden kann,
berechtigt, nach einem mythischen Typus für dieselbe zu
forschen.
Laclunann hat zuerst für den Markgrafen Riideger, der
seit dem XIV. Jahrhundert als ein historisch beglaubigter Vor
gänger der Babenberger galt, eine mythische Grundlage ange
nommen: er scheine ihm eher ein göttliches Wesen als ein
Held (Kritik d. Sage. Anm. S. 338); Möllenhoff hat dann, ge
stützt auf die Analogie des Stammwortes hruod clamor, fama,