Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 75. Band, (Jahrgang 1873)

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Werner. 
(frig'us interuperatum excellens) zur Erzeugung von Reif und 
Schnee. Reif und Schnee werden aus warmen Dünsten ge 
bildet, jedoch mit dem Unterschiede, dass im Reife der Dunst 
gefriert, ehe er zu einer Wolke sich verdichten konnte, wäh 
rend der Schnee aus Wolken sich bildet; da ferner der Reif 
durch plötzliche Austreibung der Wärme aus der Dunstmasse 
entsteht, so ist er hart gefroren, während der Schnee unter 
allmäliger Verdrängung der Wärme aus warmen Wolken 
sich bildet, und demzufolge weich ist und auch der Wärme 
nicht völlig entbehrt. Die causa materialis des Regens sind 
kalte Wolken, die causa materialis des Thaues ein Dunst von 
gemässigter mittlerer Temperatur. Der Hagel bildet sich durch 
Infrigidation wärmster Wolken; da diese ihrer Natur nach am 
höchsten steigen, so muss der Hagel sich hoch über der Erde 
bilden. Da jedoch wärmste Dünste auch in tieferen Luft 
räumen einer plötzlichen Infrigidation ausgesetzt sein können, 
so ist Aristoteles nicht im Widerspruch mit sich selbst, wenn 
er an zwei verschiedenen Stellen seiner Meteora zwei verschie 
dene Entstehungsorte des Hagels, einmal hoch oben in der 
Luft, das andere Mal in der Nähe der Erde angibt. 
Mit der Erklärung der Ursachen des Regens verbindet 
Wilhelm Erörterungen über das Phänomen des Regenbogens. 
Wir linden hier neuerdings die bereits wiederholt aufgestossene 
Wahrnehmung bestätigt, dass, während Beda auf Plinius sich 
stützt, 1 Wilhelm aus Seneca sich Raths erholt. Aus Seneca 
Quaestt. Nat. I, 3 ff. kennt er den Streit, der sich darauf be 
zieht, ob das Farbenbild des Regenbogens auf einer wirklichen 
Färbung der von der Sonne beglänztcn Wolken beruhe, oder bloss 
ein unserem Auge vielfarbig erscheinendes Reflexbild der Sonne 
1 Bei Beda lautet die Erklärung des Regenbogens: Arcus in aere quadri- 
color ex sole adverso nubibusque formatur, dum radius solis immissus 
cavae nubi repulsa acie in solem refringitur (Nat. Rer., c. 31). Man 
vergleiche damit Plinii Hist. Nat. TT, 59, 60: Manifestum est radium solis 
immissum cavae nubi repulsa acie in solem refringi colorumque vaiietatem 
mixtura nubium, ignium aeris fieri. Wenn Beda seinen vorstehend 
angeführten Worten noch den Beisatz anfiigt: instar cerae, imaginem 
annuli reddentis — so ist für dieses Bild auf Isidor. Nat. Rer. c. 31 
zurückzuverweisen, woselbst es als Citat aus den clementinischen Re- 
cognitionen (Recogn. VIII, 42) erscheint.
	        
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