Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 74. Band, (Jahrgang 1873)

KaiTa I. Wahl zum römischen Könige. 
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und König Heinrichs, 1 mit den Versicherungen von Freund 
schaft trotz des Vertrages mit Frankreich. Wolsey liess mit 
theilen, er habe den König abgehalten, in den deutschen An 
gelegenheiten für König Franz Partei zu nehmen, obwohl dieser 
vier Churstimmen zu haben behauptete. Man urtheilte am spa 
nischen Hofe, dass weder Papst Leo, noch die Venetianer, 
noch sonst ein italienischer Fürst wünsche, dass Franz Kaiser 
werde. Der Behauptung des französischen Königs entgegen, dass 
er über vier Churstimmen verfüge, glaubte man am spanischen 
Hofe, Franz habe noch keine Zeit gehabt, zu unterhandeln. Die 
Herzogin von Angouleme habe nicht 100,000, sondern 80,000 
Kronen vorgeschossen. Eine Anleihe in Lyon auf 200,000 Kro 
nen sei missglückt. König Franz habe freilich erklärt, er 
wolle eine ganze Jahresrente für die Wahl opfern, auf dass 
entweder er oder ein Freund — man glaubte der Churfürst 
von Sachsen — mit Hülfe des Churfürsten von Trier gewählt 
würde. Man rechnete dagegen am Hofe zu Barcelona, dass 
die vier Churfürsten nebst dem Könige von Böhmen fest auskalten 
würden. Pfalzgraf Friedrich hatte geschrieben, sein Bruder, der 
Churfürst von der Pfalz, werde, ungeachtet ihm König Franz 
die Hand der Princessin Renee und eine reichliche Pension an- 
geboten, bei Karl ausharren. Dasselbe schrieb auch Armerstorff, 
dem der Cliurfürst von der Pfalz zugewiesen war. Der Cardinal 
von Brandenburg bürgte für den Erzbischof von Cöln und den 
Markgrafen, seinen Bruder, während der Graf von Nassau auf 
den Cardinal selbst einwirkte. Wenn alle Versprechungen 
realisirt worden waren, verfügten die Fugger noch über 200,000 
Goldgulden. Wolle der Pfalzgraf für die Landvogtei von 
Hagenau 100,000 fl., so sollten sie gewährt werden. Für den 
3. April hatte der Erzbischof von Mainz die Wahl ausgeschrie 
ben, zu der die Cardinäle von Gurk und Sion mit vielen 
anderen Anhängern Karls sich nach Frankfurt begeben wollten. 
Während man aber so in Barcelona sich in Sicherheit des Er 
folges einwiegte, oder doch so that, mahnte die Princessin 
Margarethe, 2 keine Zeit zu versäumen. Könne Karl seine eigne 
1 Meclieln, 20. Febr. n. 85. Le Glay n. LXX. 
2 1. c. n. 84.
	        
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