Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 66. Band, (Jahrgang 1870)

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Müller 
Nach dem soeben Bemerkten war das Auslautgesetz des dem 
Neupersisclien zu Grunde liegenden alten Dialektes, in Übereinstim 
mung mit der Sprache der Keilinschriften, folgendes: 
Ausser allen Vokalen und Diphthongen waren nur die beiden 
Consonanten m und s, und letzterer nur nach Vokalen, welche nicht 
a waren, im Auslaute gestattet. — Auslautende Consonantengruppen 
wurden nicht geduldet. 
Der Übergang von diesem Gesetze zu dem in der neupersischen 
Schriftsprache geltenden, nach welchem meistens consonantischer 
Auslaut stattfindet und Consonantengruppen im Auslaut geduldet 
werden, geschah, wie im Armenischen, durch Veränderung des 
Accentes. 
In welcher Weise die Formen der alten Sprache accentuirt 
wurden, ist uns vollständig unbekannt; es ist aber auch eine Kennt- 
niss der Accentgesetze der alten Sprache zum Verständniss des 
Wandlungsprocesses, welchen in Folge des veränderten Accentes die 
Auslautformen erfuhren, gar nicht nothwendig. So viel steht aber, 
aus den Veränderungen der letzteren seihst zu schliessen, fest, dass 
einmal in jener Zeit, welche zwischen den Formen der achämeni- 
dischen Keilinschriften und den Formen des sogenannten Pehlewi 
liegt, ein Festsetzen des Accentes auf der vorletzten Silbe statt 
gefunden haben muss. 
Mit dieser Veränderung des alten Accentes und dem Befestigen 
desselben auf der vorletzten Silbe war aber der Anlass zu einer 
Veränderung des Auslautgesetzes und in Folge einer dadurch be 
wirkten Beeinträchtigung der Formen zu einer neuen Sprachbildung 
gegeben. 
Da nämlich, wie wir sehen werden, die einzelnen Formen in 
ihrem Auslaute bedeutende Einhussen erfuhren, so dass dann mehrere 
Formen, welche von einander durch den Auslaut streng geschieden 
waren, in eine einzige Form Zusammenflüssen, trat an die Sprache 
die Forderung heran, dem Bedürfnisse nach genauer Unterscheidung 
der in ihr liegenden grammatischen Kategorien durch äussere Mittel 
abzuhelfen. Dadurch entstanden neue Bildungen, welche der jün 
geren Sprache einen von der älteren ganz abweichenden Typus 
verliehen. 
Was nun die Veränderungen anbelangt, welche in Folge der 
Aecentuation der vorletzten Silbe eintraten, so sind es folgende:
	        
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