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Müller
Nach dem soeben Bemerkten war das Auslautgesetz des dem
Neupersisclien zu Grunde liegenden alten Dialektes, in Übereinstim
mung mit der Sprache der Keilinschriften, folgendes:
Ausser allen Vokalen und Diphthongen waren nur die beiden
Consonanten m und s, und letzterer nur nach Vokalen, welche nicht
a waren, im Auslaute gestattet. — Auslautende Consonantengruppen
wurden nicht geduldet.
Der Übergang von diesem Gesetze zu dem in der neupersischen
Schriftsprache geltenden, nach welchem meistens consonantischer
Auslaut stattfindet und Consonantengruppen im Auslaut geduldet
werden, geschah, wie im Armenischen, durch Veränderung des
Accentes.
In welcher Weise die Formen der alten Sprache accentuirt
wurden, ist uns vollständig unbekannt; es ist aber auch eine Kennt-
niss der Accentgesetze der alten Sprache zum Verständniss des
Wandlungsprocesses, welchen in Folge des veränderten Accentes die
Auslautformen erfuhren, gar nicht nothwendig. So viel steht aber,
aus den Veränderungen der letzteren seihst zu schliessen, fest, dass
einmal in jener Zeit, welche zwischen den Formen der achämeni-
dischen Keilinschriften und den Formen des sogenannten Pehlewi
liegt, ein Festsetzen des Accentes auf der vorletzten Silbe statt
gefunden haben muss.
Mit dieser Veränderung des alten Accentes und dem Befestigen
desselben auf der vorletzten Silbe war aber der Anlass zu einer
Veränderung des Auslautgesetzes und in Folge einer dadurch be
wirkten Beeinträchtigung der Formen zu einer neuen Sprachbildung
gegeben.
Da nämlich, wie wir sehen werden, die einzelnen Formen in
ihrem Auslaute bedeutende Einhussen erfuhren, so dass dann mehrere
Formen, welche von einander durch den Auslaut streng geschieden
waren, in eine einzige Form Zusammenflüssen, trat an die Sprache
die Forderung heran, dem Bedürfnisse nach genauer Unterscheidung
der in ihr liegenden grammatischen Kategorien durch äussere Mittel
abzuhelfen. Dadurch entstanden neue Bildungen, welche der jün
geren Sprache einen von der älteren ganz abweichenden Typus
verliehen.
Was nun die Veränderungen anbelangt, welche in Folge der
Aecentuation der vorletzten Silbe eintraten, so sind es folgende: