Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 42. Band, (Jahrgang 1863)

Handschrift liehe Studien. 
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von Seite der Sprache. Die meisten unter denselben rühren nämlich 
von italienischen Abselireihern und Überarbeitern her, welche sei 
es unbewusst oder mit Absicht die Sprache ihrer Vorlage der 
eigenen —• norditalienischen, speciell venetianischen — Mundart 
anpassten. Können nun auch solche Texte keineswegs als Denkmäler 
einer Sprache gelten, die je geredet wurde, so liefern sie dennoch 
willkommene Beiträge zur Kunde der bisher nur ungenügend be 
kannten älteren italienischen Mundarten. Was dann den Inhalt betrifft, 
so enthalten diese, Handschriften nicht nur ein trotz der grössten 
Verwilderung häufig treffliches Hilfsmittel zur Herstellung der älteren 
Redaction der Chanson cle Roland, sondern auch den Text zweier 
Dichtungen, welche bisher sonst nirgends nachgewiesen wurden: 
la prise de Pampelunc und Macaire (die Königinn Sibille). 
Als ich im vorigen Herbste diese Handschriften selbst besich 
tigte, gewann ich die Überzeugung, dass eine Revision der oben an 
gedeuteten in vielen Werken zerstreuten Mittheilungen von nicht 
geringem Nutzen sein würde. Ich machte zugleich einen Versuch, 
und das Ergebniss meiner kleinen Arbeit, die sich freilich wegen 
Kürze der Zeit auf nur wenige Handschriften beschränken musste, 
erlaube ich mir in folgenden Seiten vorzulegen. Dass dadurch dem 
Verdienste ausgezeichneter Männer nicht der geringste Abbruch 
geschehen soll, brauche ich kaum zu erklären; ich glaube vielmehr, 
dass man die Achtung und die Dankbarkeit gegen seine Vorgänger 
und Meister auf keine würdigere Weise bezeugen kann, als dadurch, 
dass man den Nutzen, welchen ihre Leistungen gewähren, durch 
kleine Nachträge zu erhöhen sucht. Desshalb verbleibe ich auch 
nicht bei den Auszügen von Lacroix, weil sie von den später erschie 
nenen Arbeiten bei weitem übertroffen worden sind, und diesem 
unermüdlichen Sammler, der zuerst über unsere Handschriften um 
ständlich berichtete, jetzt noch einmal seine Flüchtigkeit und Unge 
nauigkeit vorzuhalten, hielt ich für eben so unnötbig als unschicklich. 
Ich bespreche die von mir verglichenen Handschriften nach der 
Folge der Zahlen, welche sie tragen, und in welcher sie auch der 
Katalog von Zanetti und Bongiovanni verzeichnet 1 ). 
i ) Ausser dieser bewahrt die Marcusbibliothek eine andere kleine Sammlung französi 
scher Handschriften, die ein Supplement bilden, und in einem geschriebenen Kata 
loge verzeichnet sind. Sie sind meistens jünger und historischen Inhaltes: darunter 
findet sich aber auch die bekannte Sammlung proven^alischer Gedichte.
	        
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