Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 40. Band, (Jahrgang 1862)

Über die Sprache der Avghanen. 
5 
■jC> (spaz) sechs, oder (spag)\ (sparas) sechzehn, 
vgl. altb. (Ichshvas), armen, '(o (we%). 
Da nun das Avghänische den grössten Theil des Schatzes 
seiner geschriebenen Sprache aus dem Persischen entlehnt, so liegt 
der Gedanke nahe, die als Beispiele angeführten Wörter mögen 
etwa dem persischen Sprachschätze angehören. Dieser Einwand 
lässt sich aber durch die Bemerkung beseitigen, dass das Avghänische 
nur aus der persischen Schriftsprache Wörter entlehnt, in dieser 
aber alle angeführten Formen nicht Vorkommen. Viele derselben 
tragen im Gegentheile ein sehr altes und eigentümliches Gepräge 
an sich, dass schon desswegen an eine Entlehnung gar nicht gedacht 
werden kann. 
Wir wollen hier einige solcher herausheben und beleuchten, 
was gewiss zur Vervollständigung der Charakteristik des Avghäni- 
schen nicht wenig beitragen wird. (spdras) „sechzehn“ 
— eine Form, die nur einer eränischen Sprache angehören kann — 
ist durch und durch echt avghänisch. Der erste Theil, spd, ist 
offenbar das altbaktrische (Ichshvas) „sechs“, das uns in 
den modernen eränischen Idiomen nirgends in jener altertümlichen 
Gestalt wie in dem avghänischen (spaz) begegnet, während 
der zweite Theil das altbaktrische (dagan) „zehn“ mit Über 
gang des Dentals in die Liquida r [über dieses echt avghänische 
Lautgesetz vergl. weiter unten] wiedergibt, hjj (zrah) „Herz" ■— 
das altbaktrische (zeredhaem) — kommt bekanntlich im 
Neupersischen weder in der Schriftsprache noch in einem der Dia 
lekte vor, sondern ist die Form (dil) — nach einem dem West- 
Eränisehen eigentümlichen Lautgesetze —• eingetreten. Nur der 
östliche kurdische Dialekt besitzt eine Form, die entfernt an die 
unsere anklingt, nämlich aJj (zik), sich aber in Betracht der 
ursprünglichen Gestalt mit ihr nicht messen kann. Die Form y 
(yaw) „eins“, viel altertümlicher als das neupers. JÜ (yak) 0, 
stimmt schön zum altaktischen -“»kj" (aeva); ebenso übertritft 
die Form yjj* (dri) „drei“ das neupersische ^ (sili) an Alter 
tümlichkeit insofern, als sie das erste Element vor der Assibilation 
*) Darüber vergl. meine Bemerkungen in den Beiträgen von Kuhn und Schleicher, 
ßd. III, S. 253 fl'.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.