Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 3. Band, (Jahrgang 1849)

264 
Muttersprache componirt habe. Abgesehen von vielfachen techni 
schen Zweifeln bleiben aber bei dieser Annahme die urgriechischen, 
lietruskischen und oskischen Formen, von denen ein solcher keine 
Kenntniss haben konnte, unbegreiflich. Eine zweite Vermuthung 
wäre die, dass das altslavische Kirchen-Alphabet, welches mir 
völlig unbekannt, dieselbe Aehnlichkeit mit dem Orientalischen 
darbiete und das Albanesische aus demselben entnommen sei. Es 
scheint mir aber schwer denkbar, dass das erstere Alphabet ausser 
den pliönizischen Zeichen auch solche, und zwar grösstenTheils nur 
solche aufweise, welche bereits zur classisclien Zeit Griechen 
lands ausser Gebrauch waren und die Reinerhaltung der phöni- 
zischen Formen in dem pliönizischen Alphabete trotz des dop 
pelten Ueberganges wäre ein grösseres Phänomen als alle an 
dere denkbare. 
Im Falle sich aber auch diese zweite Annahme als unbe 
gründet ergeben sollte, dann bliebe wohl kein anderer Ausweg 
als das albanesische Alphabet in das graueste Alterthum hinauf 
zurücken, und dessen wunderbare Versteinerung mit der eben 
so wunderbaren Existenz von Stämmen einer Ursprache in Ver 
bindung zu bringen, welche uns die albanesische Sprache reiner 
und reicher erhalten hat als irgend eine andere europäische. 
Eine erschöpfende Bearbeitung des vorliegenden Fundes 
kann nicht in meiner Absicht liegen, weil sie sowohl meine 
Kräfte, als die mir zu Gebote stehenden Hilfsmittel bei weitem 
übersteigt. Indessen wünschte ich meinen Fund nicht eher aus 
der Hand zu geben, als bis ich mir über die Stellung des al- 
banesischen Alphabets zu dem pliönizischen und namentlich über 
das oben erwähnte vermuthliche Gesetz seiner Entwicklung 
klarer geworden, als mir diess jetzt möglich ist. Aber auch zur 
Lösung dieser beschränkten Aufgabe bedarf ich verschiedener 
Hilfsmittel, die ich mir zu verschaffen gegenwärtig ausser Stande 
bin, und aus diesem Grunde beehre ich mich ganz ergebenst an 
das hohe Präsidium der Akademie zu recuriren und demselben 
meine betreffenden Wünsche vorzutragen. Es sind diess folgende: 
1) Eine Abschrift des ältesten slavischen Kirchen-Alphabets. 
2) Eine Abschrift des pliönizischen Alphabets nach dem 
gegenwärtigen Stande der Wissenschaft, namentlich mit An 
gabe seiner Veränderungen nach Epochen, wenn diese Trennung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.