Papstwahlen, namentlich bei Gelegenheit der Wahl Leo’s XI. im J. 1605. 281
eine neue Conferenz zwischen Avila und Aldobrandini zu Stande,
welche dazu führte, dass beide jene Cardinäle bezeichnen wollten,
deren Wahl sie wünschten, um sich zuletzt über einen derselben zu
einigen. Diese Verhandlungen dauerten bis zum 30. endeten aber
mit einem neuen Streit zwischen Aldobrandini und Avila. Letzterer
behauptete nämlich abermals, der erstere habe ihm die Vollmacht
gegeben , einen beliebigen Cardinal seiner (Aldobrandini's) Partei
zu wählen. Bei der Abstimmung am 30. bekam Baronius sogar
32 Stimmen, fiel aber von diesen am folgenden Tage auf 30.
Bei dem Scrutinium am 1. April bekam Baronius 28 Stimmen,
während Medicis 13 erhielt. Die meisten Stimmen, welche Medicis
bekommen hatte, gehörten der spanischen Partei an und es tratsomit
klar hervor, dass, wenn Aldobrandini sich für ihn erklären würde, er
mit mehr wie 40 Stimmen gewählt werden könnte. Doria und Ma-
drucci liefen eilig zu Avila um ihn zu veranlassen, so viel Cardinäle
wie möglich selbst unter der Gegenpartei aufzufinden um Medicis
auszusehliessen. Avila gab jedoch nicht viel auf diese Vorstellungen
und hielt ihre Befürchtungen für grundlos. Doria protestirte gegen
diese leichtfertige Ungläubigkeit und forderte Avila auf, doch lieber
über was immer für einen Cardinal mit Aldobrandini sich zu einigen,
als eine Wahl vor sich gehen zu lassen, die noch schlimmer sei wie
die des Baronius. Während aber Avila bei diesen Vorstellungen
gleichgiltig blieb, gingen Aquaviva und Visconti, welche zur spani
schen Partei bisher gehört hatten, aber für Medicis gestimmt waren,
zu dem Cardinal Joyeuse, um ihn aufzufordern, mit dem gesammten
französischen Anhänge energisch für Medicis einzutreten. Aldobrari-
dini, von diesem benachrichtigt und von Joyeuse zur Mitwirkung
aufgefordert, meinte vorerst, es sei noch nicht der Augenblick für
Medicis gekommen, ging aber darauf doch in die Zelle des Cardinais
und besprach sich da mit ihm anderthalb Stunden. Dieser Besuch
erregte allgemeines Aufsehen im Conclave; die Spanier behaupteten
später, Aldobrandini habe bei dieser Gelegenheit sich mit Medicis
geeinigt, andere Personen dagegen die nicht minder in die Geheim
nisse des Conclaves eingeweiht waren, erklärten dies anders; sie
meinten nämlich, Aldobrandini sei nur desshalb so lange bei Medicis
gewesen, um die Wachsamkeit der Spanier zu reizen und ihnen Zeit
zu geben, für die Ausschliessung Medicis' die nöthige Stimmenzahl
zu gewinnen. Sei dem, wie ihm wolle, der Cardinal Sforza, ein