Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 38. Band, (Jahrgang 1861)

Tirojiisclie Noten. 
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nach dem Codex Casselanus wird der Gotwicensis als die Zweit 
älteste der bisher bekannt gewordenen und noch erhaltenen Tiro 
nischen Sammlungen zu setzen sein. 
Die Pergamenlblätter dieser Handschrift sind nun zumeist mit 
folgendem Linienschema versehen. Links und rechts ist je ein Paar 
nahe an einander liegender Perpendicularlinien vom oberen bis zum 
unteren Rand gezogen; eben so oben und unten je ein Paar horizon 
taler Linien bis zum Rand. Parallel mit jenen laufen noch zwei Paar 
Perpendicularlinien, die jedoch durch die oberste und unterste Hori 
zontale begrenzt werden; parallel mit diesen sind bis an die äusseren 
Perpendicularen die horizontalen Schriftlinien, zumeist 22 an der 
Zahl gezogen. Von den vier Paaren Perpendicularlinien dienen drei 
zu Columnen für die Noten, denen rechts zur Seite auf den horizon 
talen die Worterklärungen stehen; das vierte Paar von Perpendicu 
laren begrenzt die ganze Schriftseite. Somit enthält in der Regel 
jede Seite in drei Reihen je 22 Noten nebst Worten. Aber einerseits 
sind in den ersten zwei Quaternionen mehrere Seiten auf denen 
nicht Worte sondein nur Sylben aufgeführt werden, andererseits in 
den letzteren Lagen, offenbar um Schreibmaterial zu sparen, fast 
alle Seiten mit fünf perpendiculären Linienpaaren versehen, welche 
vier mit Noten beschriebene Reihen bilden i); auf denselben Seiten 
ist dann auch die Zahl der Horizontalen oder doch der Schriftzeilen 
wesentlich vermehrt, so dass hier und da die Anzahl von Noten auf 
einer Seite von einem Minimum von 60 bis zu 140 und darüber 
steigt. Nimmt man demnach als Durchschnittszahl 8ö an, so lässt 
sich der Noten- und Wortvorrath auf den noch erhaltenen 120 Sei 
ten des Cod. Gotwicensis auf 10.200 berechnen. Dasselbe Ergebniss 
werden wir erhalten, wenn wir diese Handschrift mit den sonst 
bekannten in Bezug auf die Anordnung der Wortvorrathes vergleichen. 
Auf Seite 4 oben enthält unser Codex die Aufschrift: incipiunt 
notae Senecae (die darüber stehenden Worte: notae iuris er 
scheinen mir später, jedoch auch schon im IX. Jahrhundert geschrie 
ben) , und es folgt dann gleich ab — die betreffende Note ver- 
grössert und ursprünglich wohl in mehreren Farben, das Wort in 
Majuskel, weiter ad, con, de —• kleinere Noten und die Wörter in 
Minuskel. Durch die ganze Sammlung hindurch sind nur einzelne 
*) Es sind ;>ag. 12, 20—23, 33, 97—99, 101 — 103, 110—120.
	        
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