Tirojiisclie Noten.
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nach dem Codex Casselanus wird der Gotwicensis als die Zweit
älteste der bisher bekannt gewordenen und noch erhaltenen Tiro
nischen Sammlungen zu setzen sein.
Die Pergamenlblätter dieser Handschrift sind nun zumeist mit
folgendem Linienschema versehen. Links und rechts ist je ein Paar
nahe an einander liegender Perpendicularlinien vom oberen bis zum
unteren Rand gezogen; eben so oben und unten je ein Paar horizon
taler Linien bis zum Rand. Parallel mit jenen laufen noch zwei Paar
Perpendicularlinien, die jedoch durch die oberste und unterste Hori
zontale begrenzt werden; parallel mit diesen sind bis an die äusseren
Perpendicularen die horizontalen Schriftlinien, zumeist 22 an der
Zahl gezogen. Von den vier Paaren Perpendicularlinien dienen drei
zu Columnen für die Noten, denen rechts zur Seite auf den horizon
talen die Worterklärungen stehen; das vierte Paar von Perpendicu
laren begrenzt die ganze Schriftseite. Somit enthält in der Regel
jede Seite in drei Reihen je 22 Noten nebst Worten. Aber einerseits
sind in den ersten zwei Quaternionen mehrere Seiten auf denen
nicht Worte sondein nur Sylben aufgeführt werden, andererseits in
den letzteren Lagen, offenbar um Schreibmaterial zu sparen, fast
alle Seiten mit fünf perpendiculären Linienpaaren versehen, welche
vier mit Noten beschriebene Reihen bilden i); auf denselben Seiten
ist dann auch die Zahl der Horizontalen oder doch der Schriftzeilen
wesentlich vermehrt, so dass hier und da die Anzahl von Noten auf
einer Seite von einem Minimum von 60 bis zu 140 und darüber
steigt. Nimmt man demnach als Durchschnittszahl 8ö an, so lässt
sich der Noten- und Wortvorrath auf den noch erhaltenen 120 Sei
ten des Cod. Gotwicensis auf 10.200 berechnen. Dasselbe Ergebniss
werden wir erhalten, wenn wir diese Handschrift mit den sonst
bekannten in Bezug auf die Anordnung der Wortvorrathes vergleichen.
Auf Seite 4 oben enthält unser Codex die Aufschrift: incipiunt
notae Senecae (die darüber stehenden Worte: notae iuris er
scheinen mir später, jedoch auch schon im IX. Jahrhundert geschrie
ben) , und es folgt dann gleich ab — die betreffende Note ver-
grössert und ursprünglich wohl in mehreren Farben, das Wort in
Majuskel, weiter ad, con, de —• kleinere Noten und die Wörter in
Minuskel. Durch die ganze Sammlung hindurch sind nur einzelne
*) Es sind ;>ag. 12, 20—23, 33, 97—99, 101 — 103, 110—120.