Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2. Band, (Jahrgang 1849)

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Pier Luigi Farnese im J. 1547 (vgl. Ranke, a. a. 0. S. 258) 
geschrieben, und darin wird von Charon dem Schatten dessel 
ben das ganze Sündenregister seines Vaters und seiner Familie, 
besonders ihre Winkelzüge wegen Abhaltung des Concils und 
ihre Treulosigkeiten gegen den Kaiser, vorgehalten. Auch dar 
aus bat Herr de Castro eine grössere Stelle mitgetheilt, wel 
che auf das Ganze begierig macht, und eine neue Probe von 
Mcndoza’s stylistischer Meisterschaft und seiner altspanischen 
Freimüthigkeit ist. Wir stimmen daher dem Diego de Colmena- 
res, Verfasser einer Geschichte Segovia’s (Madrid 1640. in fol.) 
vollkommen bei, der in ein Exemplar der handschriftlich und 
unvollendet hinterlassenen Geschichte Kaiser Carl’s V. von Pero 
Mejia (st. 1551 ; dieses Exemplar seiner im J. 1549 begonne 
nen Geschichte befindet sich nun in der Bibliothek der Kathe 
drale von Sevilla) hineinschrieb: „Fue infelicidad de este prin 
cipe y de la nacion espanola que no la acabase (nämlich Pero 
Mejia) para que no hubiera caido en manos de fray Prudencio 
de Sandöval, ya que el seiior Rey D. Felipe II. no advirtiö 
en honor de su padre encargarla a D. Diego Hurtado de Men- 
doza, con que tuvieramos la mejor historia por el asunto 
y por el escritor, que acaso hubiera en el mundo , fuera de 
las sagradas. Pero de nada cuidan menos los Reyes de Espana 
que de sus historias.” — Allerdings wäre Mendoza der Mann 
gewesen, eine in jeder Beziehung klassische Geschichte seines 
Kaisers zu schreiben ; aber freilich für einen Philipp taugte 
dieser Mann nicht zum Hofhistoriographen, der noch ganz von 
dem selbständigen und freimüthigen Geiste der früheren Spa 
nier erfüllt war; ein Philipp, der die altspanische Franqueza 
auf jede Weise zu unterdrücken strebte, hatte nichts Eiligeres 
zu thun, als die erste Gelegenheit zu benützen, Mendoza vom 
Hofe zu verbannen. Mendoza verbrachte die wenigen Jahre, die 
ihm noch zu verleben blieben, vom Könige verbannt aber von 
den Musen freudig wieder aufgenommen , ganz mit literarischen 
Arbeiten, und schrieb statt der Geschichte eines Kaisers die 
eines Aufstandes (der Morisken), durch die ihm der Name des 
„spanischen Sallust” geworden.
	        
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