205 Pier Luigi Farnese im J. 1547 (vgl. Ranke, a. a. 0. S. 258) geschrieben, und darin wird von Charon dem Schatten dessel ben das ganze Sündenregister seines Vaters und seiner Familie, besonders ihre Winkelzüge wegen Abhaltung des Concils und ihre Treulosigkeiten gegen den Kaiser, vorgehalten. Auch dar aus bat Herr de Castro eine grössere Stelle mitgetheilt, wel che auf das Ganze begierig macht, und eine neue Probe von Mcndoza’s stylistischer Meisterschaft und seiner altspanischen Freimüthigkeit ist. Wir stimmen daher dem Diego de Colmena- res, Verfasser einer Geschichte Segovia’s (Madrid 1640. in fol.) vollkommen bei, der in ein Exemplar der handschriftlich und unvollendet hinterlassenen Geschichte Kaiser Carl’s V. von Pero Mejia (st. 1551 ; dieses Exemplar seiner im J. 1549 begonne nen Geschichte befindet sich nun in der Bibliothek der Kathe drale von Sevilla) hineinschrieb: „Fue infelicidad de este prin cipe y de la nacion espanola que no la acabase (nämlich Pero Mejia) para que no hubiera caido en manos de fray Prudencio de Sandöval, ya que el seiior Rey D. Felipe II. no advirtiö en honor de su padre encargarla a D. Diego Hurtado de Men- doza, con que tuvieramos la mejor historia por el asunto y por el escritor, que acaso hubiera en el mundo , fuera de las sagradas. Pero de nada cuidan menos los Reyes de Espana que de sus historias.” — Allerdings wäre Mendoza der Mann gewesen, eine in jeder Beziehung klassische Geschichte seines Kaisers zu schreiben ; aber freilich für einen Philipp taugte dieser Mann nicht zum Hofhistoriographen, der noch ganz von dem selbständigen und freimüthigen Geiste der früheren Spa nier erfüllt war; ein Philipp, der die altspanische Franqueza auf jede Weise zu unterdrücken strebte, hatte nichts Eiligeres zu thun, als die erste Gelegenheit zu benützen, Mendoza vom Hofe zu verbannen. Mendoza verbrachte die wenigen Jahre, die ihm noch zu verleben blieben, vom Könige verbannt aber von den Musen freudig wieder aufgenommen , ganz mit literarischen Arbeiten, und schrieb statt der Geschichte eines Kaisers die eines Aufstandes (der Morisken), durch die ihm der Name des „spanischen Sallust” geworden.