Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2. Band, (Jahrgang 1849)

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Flögel’s, zwar häufig - besprochen worden. Wenn aber auch Flö- 
gel’s Forscherfleiss unendlich viele Materialien gebracht, so zei 
gen doch Vulpius „Curiositäten,” so wie einzelne spätere 
Druckwerke und periodische Flugschriften, was davon noch 
nach Flögcl’s Werk aus Urkunden hervorzutauchen im Stande 
war. Die österreichischen Archive liefern hierüber, zumal von 
jener Zeit an, in welcher die sogenannte römische Kaiserkrone 
unausgesetzt dem Hause Habsburg geblieben und eben das Nar 
renwesen am römischen Kaiserhofe in höchster Blüthe stand; 
viele Materialien sind aber in keiner dieser Schriften bisher be 
nützt worden. Ebenso arm ist auch die österreichische Literatur 
überhaupt an gedruckten sowohl als an handschriftlichen Me 
moiren, welche den Wiener Hof beschreiben. Hat etwa die Furcht 
vor den „gartenden” (auf Raub und gewaltsames Betteln 
herumziehenden) Landsknechten, oder die Besorgniss, in Reli 
gionshinsicht zuerst inquirirt, dann abgeschafft zu werden, die 
Touristen des 16. und 17. Jahrhunderts, waren sie Akatholiken, 
von Oesterreich und Wien abgehalten ? Oder bestehen noch 
manche in fremden Sprachen beschriebene Reisen, ohne uns 
bekannt zu sein, die in jenen finstern Zeiten weder eingeführt, 
noch in die deutsche Sprache übersetzt werden durften, wie 
z. B. jene des Karl Patin aus den 70ger Jahren des siebzehn 
ten Jahrhunderts auch erst neuerlich durch Gabriel Seidl in 
französischer Sprache, man kann sagen, wieder entdeckt wurden? 
Die wenigen hiervon veröffentlichten, wie Doctor Browne’s 
Reise, Nürnberg 1686, der Lady Montague vom Jahre 1712 
u. s. w., konnten aber über die Wiener Hofnarren nichts be 
richten, weil sie zu jener Zeit durch den Einfluss der allmäch 
tigen Jesuiten und durch die Bedrängniss des Jahres 1683, nach 
Ausweis der gleichzeitigen Hofacten, vom österreichischen Kai 
serhofe für immer verschwunden waren. Man ist daher zur Ver 
vollständigung der Geschichte der Hofnarren in Oesterreich ein 
zig und allein auf die österreichischen Archive der früheren Zeit 
gewiesen. Die Forschungen über sie sind aber bei weitem 
schwieriger, als bei dem übrigen Hofpersonale, wie z. B. bei 
den Kammerzwergen, Hofcomödianten u. s. w., da die Zwerge 
dem Wiener Hofstatus, deren viele noch vorliegen, unter der 
Hofdienerschaft namentlich eingereiht sind, was bei den Kam-
	        
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