6
Flögel’s, zwar häufig - besprochen worden. Wenn aber auch Flö-
gel’s Forscherfleiss unendlich viele Materialien gebracht, so zei
gen doch Vulpius „Curiositäten,” so wie einzelne spätere
Druckwerke und periodische Flugschriften, was davon noch
nach Flögcl’s Werk aus Urkunden hervorzutauchen im Stande
war. Die österreichischen Archive liefern hierüber, zumal von
jener Zeit an, in welcher die sogenannte römische Kaiserkrone
unausgesetzt dem Hause Habsburg geblieben und eben das Nar
renwesen am römischen Kaiserhofe in höchster Blüthe stand;
viele Materialien sind aber in keiner dieser Schriften bisher be
nützt worden. Ebenso arm ist auch die österreichische Literatur
überhaupt an gedruckten sowohl als an handschriftlichen Me
moiren, welche den Wiener Hof beschreiben. Hat etwa die Furcht
vor den „gartenden” (auf Raub und gewaltsames Betteln
herumziehenden) Landsknechten, oder die Besorgniss, in Reli
gionshinsicht zuerst inquirirt, dann abgeschafft zu werden, die
Touristen des 16. und 17. Jahrhunderts, waren sie Akatholiken,
von Oesterreich und Wien abgehalten ? Oder bestehen noch
manche in fremden Sprachen beschriebene Reisen, ohne uns
bekannt zu sein, die in jenen finstern Zeiten weder eingeführt,
noch in die deutsche Sprache übersetzt werden durften, wie
z. B. jene des Karl Patin aus den 70ger Jahren des siebzehn
ten Jahrhunderts auch erst neuerlich durch Gabriel Seidl in
französischer Sprache, man kann sagen, wieder entdeckt wurden?
Die wenigen hiervon veröffentlichten, wie Doctor Browne’s
Reise, Nürnberg 1686, der Lady Montague vom Jahre 1712
u. s. w., konnten aber über die Wiener Hofnarren nichts be
richten, weil sie zu jener Zeit durch den Einfluss der allmäch
tigen Jesuiten und durch die Bedrängniss des Jahres 1683, nach
Ausweis der gleichzeitigen Hofacten, vom österreichischen Kai
serhofe für immer verschwunden waren. Man ist daher zur Ver
vollständigung der Geschichte der Hofnarren in Oesterreich ein
zig und allein auf die österreichischen Archive der früheren Zeit
gewiesen. Die Forschungen über sie sind aber bei weitem
schwieriger, als bei dem übrigen Hofpersonale, wie z. B. bei
den Kammerzwergen, Hofcomödianten u. s. w., da die Zwerge
dem Wiener Hofstatus, deren viele noch vorliegen, unter der
Hofdienerschaft namentlich eingereiht sind, was bei den Kam-