Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 28. Band, (Jahrgang 1858)

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.1. Dieme r. 
hat mich ein tiefer eingehendes Studium belehrt, dass Manches 
was im ersten Anlaufe als fehlerhaft geändert wurde, vollkommen 
berechtigt ist, während Vieles wieder sich als verderbt erwiesen 
hat, was mir früher entgangen war. Aus den wiederholten Versuchen 
das Mangelnde zu ergänzen und das Richtige wieder in sein alles 
Recht einzusetzen, sind allmählich die folgenden Anmerkungen und 
Verbesserungen hervorgegangen, welche ich hier zur leichtern Be 
nützung mit den frühem, insoferne sie noch Geltung haben, ver 
einigt, dem gelehrten Publicum vorlege. 
Dasjenige wrns sich von dem Leben und den Verhältnissen 
unsers Dichters und der Zeit der Abfassung dieses Gedichtes aus den 
wenigen gegebenen Anhaltspuncten erheben liess, habe ich in mei 
ner Abhandlung über dasselbe und das Pfaffenleben im 3. Theile 
meiner Beiträge zusammengestellt. Auch habe ich in der Abhandlung 
„über den Bruder Heinrich von Göttweig“ versucht, die Quellen nach 
zuweisen, aus denen unser Dichter seine Bildung schöpfte. Es ist 
mir hierbei gelungen, viele Belege beizubringen, welche zeigen, dass 
er auf der Höhe seiner Zeit stand und die Schriften seiner Zeit 
genossen, sowohl die in Prosa als jene in Versen, kannte und benützte. 
Dass dies jedoch nicht in sclavischer, sondern, wie es einem wahren 
Dichter ziemt, in selbstständiger und schöpferischer Weise geschehen 
sei, geht aus der Vergleichung der beigebrachten Stellen aus Honorius 
und Anselm deutlich hervor. Vgl. die Anmerk, zu 295, 943 bis 949, 
dann die schöne Stelle v. 597 — 635 mit jener des Anselm S. 138. 
Nebstdem glaubte ich auch auf ähnliche Stellen in gleichartigen 
oder in wahrscheinlich auch von Heinrich herrührenden Dichtungen 
hinweisen zu müssen, weil sie entweder die Identität der Verfasser 
vermuthen lassen oder die Anschauungsweise und den Ideengang, 
worin sich die damalige Zeit bewegte, am besten kennzeichnen. 
Vorzüglich suchte ich aber das Verständniss dieser schwierigen 
Dichtung zu vermitteln, so dass Jeder der selbe mit den gewöhn 
lichen Vorkenntnissen ausgerüstet liest, kaum etwas Wesentliches 
hierzu vermissen wird. — Sollten Männer des Faches darin Man 
ches finden, was ihnen schon bekannt ist, so mögen sie berück 
sichtigen, wie schwer es fällt, hier die rechte Mitte zu treffen, und 
dass es, wie häufig die Erfahrung lehrt, wieder Andere gibt, denen 
die Sache entgangen oder gerade nicht im Gedächtnisse geblieben 
sein mag. — Wenn ich für manche seltener oder in sonst nicht
	        
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