Zappert Über ein lateinisches Gesprächbüchlein.
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SITZUNG VOM 14. JULI 1858.
Gelesen:
Über ein für den Jugendunterriehl Kaiser Maximilian s J.
abgefasstes lateinisches Gesprächbüchlein.
Von dem c. M. Georg Zappert.
(Mit 2 Abbildungen.)
Den von römischen Legionen überzogenen Völkern drängte
sich das Bedürfnis mündlichen Verkehrs mit ihren Obsiegern als
ein unabweisbares auf i). Als aber Roms Weltreich in Trümmer fiel,
und in Folge dessen auch seine Sprache aus der Reihe der lebenden
schied, konnte nicht mehr wie ehedemKenntniss des Lateinischen
aus dem Umgänge mit Römern, sondern einzig nur durch den Unter
richt wissenschaftlich Gebildeter erworben werden. In ihren Kreisen,
in den der abendländischen Gelehrtenwelt hatte Latiums Sprache
nicht blos ein Asyl gefunden, .sondern sich auch das Vorrecht, allen
wissenschaftlichen Discussionen als ausschliessliches Organ zu gel
ten , durch nahe ein Jahrtausend unerschüttert zu wahren gewusst.
„Wann den natürlichen maistern wirt gesechen, das chayn daytzew
sprach sei der volt vnd volchömen durch welichen man volchömen
leich verpringen mecht die naturleichen gueter vnd die siten der
menschen, und die lewff des hymel vnd die andern ding, von we
lichen sew gerett wolten haben, da fundew sew in, ein aygenen
sprach die da gehayssen ist latein 2 )“.
! ) Die Vandalen verstanden Latein, es war die ofTicielie Sprache der Staatsdocumente.
Papencordt, Geschichte der vandal. Herrschaft in Afrika, p. 296 IT. Manche Ilunen hat
ten im Verkehr mit Römern sich die lateinische Sprache angeeignet. Priscus Excerpt.
ap. Corp. Byzantin, 1. 206. I. 17. edt Bonn.
2 ) Aegidius Romanus (*{- 1316) De regim. princip. Lib. 2. P. 2. fol. 180. I». Rom. 1556.
Übersetzung im Cod. palat. Vindob. Nr. 2815. Aber aller spräche Kunigin, ufar alle