Geschichte von fünf Kurden-Dynastien.
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am Hofe Abakha Chan’s und seine Stellvertreter führten die Regierung
des Landes. Atabeg Jusuf Schah hatte Abakha Chan in mehreren Feld
zügen lobenswerthe Dienste geleistet und sich dessen Gunst erwor
ben; so fielen ihm auch die Gebiete von Chuzistan, Kuhekiluje, Schelm
Firuzan undDscherbadekan zu. Nach Abakha Chan’s Tode blieb Jusuf
Schah an Ahmed Chan's Hofe und nachdem Ahmed Chan aus dem Leben
geschafft worden, nahm Arghun Chan ebenfalls gegen Jusuf Schah eine
gnädige Haltung ein und schickte ihn nach Isfahan, um den Dichter
Chodschia Schems-eddin Mohammed in das Hoflager zu bringen. Un
terwegs begegnete er dem Chodschia, welcher sich eben dahin begab,
und sie kamen beide in das Hoflager. Arghun Chan liess den Dich
ter hinrichten und einer der Gelehrten schrieb folgendes Klagelied:
Beim Scheiden des Scherns blutete die Morgenröthe,
zerriss der Mondsein AntlitzundschnittdieVenus ihreLocken ab;
die Nacht legte zu jener Trauerfeier an das schwarze Gewand,
der Morgen stiess einen kalten Seufzer aus und riss den Kragen
sich entzwei.
Der Atabeg Jusuf Schah begab sich in der letzten Zeit seines Lebens
mit Erlauhniss Arghun Chan’s nach Luristan und eilte von dort nach
Kuhekiluje. Unterwegs hatte er einen schaudervollen Traum ; er
kehrte um und starb bald darauf, d. i. im Jahre 684 d. F. Er hinter-
liess zwei Söhne: Afrasiab und Ahmed.
Atabeg Afrasiab hen Jusuf Schah wurde kraft königlichen
Diplomes Arghun Chan’s der Nachfolger seines Vaters. Er liess seinen
Bruder Ahmed am Hofe Arghun Chan's zurück und ging selbst nach
Luristan. Er schlug den gräulichen Weg der Tyrannei und Verfol
gung ein; er entfernte jeden der Landesverweser seiner Vorfahren
unter dem Vorwände von Rügen und Strafen, und richtete zuletzt
das Schwert der Verfolgung gegen jene Schaar. Ein Theil der Ver
wandten und Angehörigen derselben flüchteten nach Isfahan. Atabeg
Afrasiab sandte seinen Vetter, Khyzylt), nach Isfahan mit dem
Aufträge, jeden der Flüchtlinge, der ihm unterkäme, aufzugreifen.
Zu jener Zeit verbreitete sich die Nachricht von Arghun Schah’s Tode.
Da stand Khyzyl im Vereine mit Selghurschah auf, liess Baidu, den
Polizeigouverneur von Isfahan, ermorden, und das öffentliche Gebet
auf den Namen Afrasiab’s lesen. Atabeg Afrasiab betrachtete sich
bereits als unumschränkten Herrscher und belehnte eine Anzahl
*) Die Text innig': „seinen Vetter, den Vater des Khyzyl“ scheint mir gefehlt zu sein.