Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

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grossen Männer ist nie der jenen durch diese verliehene Adel abge- 
stritten worden. Der uralte Adel arabischer Geschlechter, wie der 
der Herakliden in Griechenland, und der Claudier zu Rom, hatte 
weder Titel, noch Diplome, sondern bloss Geschlechtsregister, 
welche die Abstammung von grossen Männern bewährten; die Titel 
und Diplome, eine Erfindung der Byzantiner und des Mittelalters, 
mögen im Laufe der Zeiten verschwinden, aber der Glanz des Adels, 
den grosse Männer über ihre Geschlechter ausstrahlen, ist in der 
Geschichte eben so unauslöschlich, wenn gleich in ihren Nachkommen 
minder verdient, als der persönliche des Geistes und der Seele. 
Herr Dr. Letteris liest einen Aufsatz: Zur Geschichte 
der epischen Poesie der Hebräer im 13. und 14. 
Jahrhunderte. 
Die nachbiblische hebräische Literatur, namentlich jener Theil, 
welcher Berührungspuncte mit dem Schriftthume anderer Nationen 
darbietet, hat in neuerer Zeit, wo Wissenschaft und Kunst nicht 
mehr als vereinzelte, in Kasten geschiedene, für sich bestehende 
Polypentheile des menschlichen Streberis, sondern als engverbundene, 
unzertrennliche, lebenskräftige, von einem Geiste durchdrungene 
Glieder eines Ganzen betrachtet und gewürdigt werden, eine be 
sonders eifrige Theilnahme gefunden. Einige Alterthumsforscher, 
die ihr „malo unavn glossam quam centum textus" immer im 
Munde führten, die den Geist der hebräischen Poesie ausschliesslich 
in den heiligen Urkunden des alten Bundes gebannt wissen wollten, 
und die Existenz einer seit Jahrhunderten forllebenden und fort 
bildenden Kraft der hebräischen Sprache so gerne negiren möchten, 
mussten von den zahllosen, tlieils gedruckten, tlieils handschrift 
lichen Schätzen factisch widerlegt, einer reiferen, vielseitigen An 
sicht und Prüfung neuerer Forscher weichen. Dass die hebräische 
Sprache nie gestorben — sagt Delitzsch in seiner Formenlehre 
der hebräischen Poesie -— sondern in unsterblicher Jugendfrische 
fortlebe, wusste selbst der geschmackvolle Herder nicht. 
Ich halte es für überflüssig zu bemerken, dass, wenn von 
hebräischer Poesie überhaupt die Rede ist, man nicht an irgend 
eine der classischen oder modernen ähnliche denken müsse. Wie
	        
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