Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Vergleichende Analyse des magyarischen Verbums. 
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nicht mehr nachweisbar ist, sobald der Wurzelexponent gegen die 
Primitivität spricht. 
Eine dritte Reihe von Bildungen mittelst der Wurzelsuffixe end 
lich fügt diese, meist unter Vermittlung eines besonderen Wurzel 
exponenten, an eine bereits fertige Wortform. So ist regna-tor von 
regna(-re) gebildet, welches selbst auf die Stammwurzel reg zurück 
geht; remenyl stammt von remeny, einem Verbalnomen von der nicht 
mehr nachweisbaren Stammwurzel (e)r. Diese Gattung Wurzeln 
pflegt man nach ihrer Grundlage denominative zu nennen. 
Demnach kann man sich den Hergang bei der Sprachbildung in 
folgender Weise denken. 
Indem der Geist den durch die unmittelbare sinnliche Anregung 
hervorgerufenen Eindruck festzuhalten strebte, um sie dem Geiste 
wieder vorzustellen, schuf er ein Lautbild das Erscheinendes und 
Erscheinung, Substanz und Accidenz gleichmässig bezeichnete ■— 
die Wurzel*). Da den verschiedenen Eindrücken verschiedene Laut 
bilder entsprechen, wurden diese, auf die in den Kreis der Erschei 
nung fallenden Objekte bezogen, zu Unterscheidungszeichen der letz 
teren. Diese Unterscheidung wurde ergänzt durch die Beobachtung, 
dass die Objecte zu der Erscheinung in bestimmten, stets wiederkeh 
renden Verhältnissen als Wirkendes, Gewirktes, Werkzeug, Ort der 
Wirkung etc. stehen, welche sich durch constante Exponenten bezeich 
nen Hessen, die übrigens, wo die Beziehung entweder an sich oder in 
Folge anderweitiger Bestimmung keinem Zweifel unterliegt, auch fort- 
hlieben und dann ideell ergänzt werden. Durch beides nun — das 
der besonderen Erscheinung entsprechende Lautbild und den dasVer- 
hältniss der Substanz zu der Erscheinung anzeigenden Exponenten 
— gewann die Sprache positive Erkennungszeichen (nomina, 
von nosco) für die Objecte. An Inhalt gewannen diese Begriffs- 
*) Obgleich die Grammatik welche analytisch verfahren muss, zum Begriffe der 
Wurzel nur durch Abstraction gelangt und daher von ihrer Realität absieht, ja diese 
zum Theil bestreitet, unterliegt es dennoch keinem Zweifel, dass dieselbe einst selbst 
ständig im Gebrauch gewesen. Beleg dafür ist der Umstand, dass die Wurzel nicht 
blos in den einsylbigen, so wie in den ural-altaischen Sprachen, sondern selbst im San 
skrit, und gerade in dessen ältester Form, dem Vedendialekte häufig und in allen 
den verschiedenen Bedeutungen, für welche besondere Suffixe 
vorhanden sind, gebraucht wird. In der noch unentwickelten Bedeutung 
liegt auch die Veranlassung zu dem unfruchtbaren Streite über die Priorität der Nomi 
nal- oder Verbalwurzel.
	        
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