Vergleichende Analyse des magyarischen Verbums.
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nicht mehr nachweisbar ist, sobald der Wurzelexponent gegen die
Primitivität spricht.
Eine dritte Reihe von Bildungen mittelst der Wurzelsuffixe end
lich fügt diese, meist unter Vermittlung eines besonderen Wurzel
exponenten, an eine bereits fertige Wortform. So ist regna-tor von
regna(-re) gebildet, welches selbst auf die Stammwurzel reg zurück
geht; remenyl stammt von remeny, einem Verbalnomen von der nicht
mehr nachweisbaren Stammwurzel (e)r. Diese Gattung Wurzeln
pflegt man nach ihrer Grundlage denominative zu nennen.
Demnach kann man sich den Hergang bei der Sprachbildung in
folgender Weise denken.
Indem der Geist den durch die unmittelbare sinnliche Anregung
hervorgerufenen Eindruck festzuhalten strebte, um sie dem Geiste
wieder vorzustellen, schuf er ein Lautbild das Erscheinendes und
Erscheinung, Substanz und Accidenz gleichmässig bezeichnete ■—
die Wurzel*). Da den verschiedenen Eindrücken verschiedene Laut
bilder entsprechen, wurden diese, auf die in den Kreis der Erschei
nung fallenden Objekte bezogen, zu Unterscheidungszeichen der letz
teren. Diese Unterscheidung wurde ergänzt durch die Beobachtung,
dass die Objecte zu der Erscheinung in bestimmten, stets wiederkeh
renden Verhältnissen als Wirkendes, Gewirktes, Werkzeug, Ort der
Wirkung etc. stehen, welche sich durch constante Exponenten bezeich
nen Hessen, die übrigens, wo die Beziehung entweder an sich oder in
Folge anderweitiger Bestimmung keinem Zweifel unterliegt, auch fort-
hlieben und dann ideell ergänzt werden. Durch beides nun — das
der besonderen Erscheinung entsprechende Lautbild und den dasVer-
hältniss der Substanz zu der Erscheinung anzeigenden Exponenten
— gewann die Sprache positive Erkennungszeichen (nomina,
von nosco) für die Objecte. An Inhalt gewannen diese Begriffs-
*) Obgleich die Grammatik welche analytisch verfahren muss, zum Begriffe der
Wurzel nur durch Abstraction gelangt und daher von ihrer Realität absieht, ja diese
zum Theil bestreitet, unterliegt es dennoch keinem Zweifel, dass dieselbe einst selbst
ständig im Gebrauch gewesen. Beleg dafür ist der Umstand, dass die Wurzel nicht
blos in den einsylbigen, so wie in den ural-altaischen Sprachen, sondern selbst im San
skrit, und gerade in dessen ältester Form, dem Vedendialekte häufig und in allen
den verschiedenen Bedeutungen, für welche besondere Suffixe
vorhanden sind, gebraucht wird. In der noch unentwickelten Bedeutung
liegt auch die Veranlassung zu dem unfruchtbaren Streite über die Priorität der Nomi
nal- oder Verbalwurzel.