SITZUNG VOM 2. JÄNNER 1856.
Gelesen:
Die Mission des Freiherrn von Sassinet, österreichischem
Agenten in Rom, im Jahre 1701.
Von dem c. M., Herrn Friedrich Firnhaber.
Die k. Bibliothek in Paris besitzt unter ihren Handschriften ein
Actenstück welches eine wichtige Ergänzung zur Geschichte der
österreichischen Politik in Italien am Anfänge des 18. Jahrhunderts
bildet, jenem Zeiträume welcher als Beginn des spanischen Succes-
sionskrieges einen der folgenreichsten Abschnitte der Geschichte des
Hauses Habsburg und der Gestaltung des österreichischen Staates bildet.
Das berührte Actenstück ist angeführt in: Ant. Marsand, i manoscritti
della regia biblioteca parigina. Parigi 1833, 2 vol. in 4°, und zwar
im 1. Bande pag. 390, Nr. 10090. 3. und• führt den Titel: „Istru-
zione secreta dell’ imperatore Leopoldo al consigliere aulico di Sassi
net.“ Freiherr von Sassinet oder Chassinet, der mit dieser Mission an
den päpstlichen Hof betraut war, wurde .später nach dem Fehlschlagen
des Aufstandes in Neapel zu Gunsten des Erzherzogs Karl, nach
maligen Kaisers Karl VI., in welchem Aufstande er sich an die Spitze
gestellt hatte, im Jahre 1701 von den Franzosen gefangen, nach
Frankreich abgeführt und in der Bastille festgesetzt. Mit ihm kamen
so auch wahrscheinlich seine Papiere nach Paris. Über das Ende
dieses Mannes herrscht mythisches Dunkel. Bei meinen Studien über
die Geschichte der pragmatischen Sanction fiel mir auch die Notiz
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