Anton G i n d e 1 y.
58
wurden hingerichtet. Der Schaden musste völlig ersetzt werden, die
Privilegien wurden der Stadt genommen und nur auf inständiges Flehen
derselben von Georg Popel von Lobkowitz wieder gegeben.
Die Praktiken, in die sich Georg Popel gegen Rudolf II. im
Jahre 1593 einliess, durch die er den Kaiser zwingen wollte, ihn zum
Oberstburggrafen zu ernennen, kosteten ihm trotz seiner hohen Ver
bindungen und seihst seiner Freundschaft mit dem päpstlichen Hofe
die Freiheit und seine Güter. Mehrere derselben behielt der Kaiser
einige Jahre in seiner Verwaltung, bis er durch Geldnoth gedrängt
einige zu verkaufen sich genöthigt sah. So löste er die Herrschaft
Kommotau von der Stadt Kommotau und einem Theile ihres frühem
Bestandes ah und trug sie dem Herrn Linhart von Stampach 1605
zum Kaufe an. Stampach war ein entschiedener Protestant. Er wusste
welche Veränderung in religiöser Beziehung durch Georg Popel ange
stellt worden, und er zweifelte durchaus nicht, dass durch die Jesui
ten eine Veränderung in den Gesinnungen der Einwohner vor sich
gegangen war. Bevor er also die Herrschaft kaufte, die ihm wahr
scheinlich um einen billigen Kaufschilling angeboten worden war,
Avollte er mit Bestimmtheit wissen, welche Umänderung er sich
erlauben dürfte. Er stellte also die Anfrage, ob er in den Besitz des
Patronatsrechtes in demselben Umfange, wie es Georg Popel geübt,
kommen werde. Dies wurde ihm zugesagt, freilich von Seite des
Kaisers in der stillschweigenden Voraussetzung, dass Herr Stampach
fernerhin ,wie es jetzt zu Recht bestehe, katholische Priester einsetzen
werde, von Seite Stampach’s aber in dem Sinne gedeutet, dass er
sich dieselbe Änderung in entgegengesetzter Weise erlauben dürfe,
welche die Lobkowitze bei der ErwerbungKommotau’s vorgenommen.
So ward also der Kauf im Jahre 1605 abgeschlossen und ein Theil
des Kaufschillings vom Käufer sogleich erlegt.
Kaum sah sich Herr Linhart von Stampach im Besitze seines
neuen Gutes, so hatte er nichts eiligeres zu tliun, als mehrere katho
lische Pfarrer von ihren Benedeien wegzujagen und an ihre Stelle
lutherische Prediger einzusetzen. Selbst an ihrem Eigenthume ihnen
Schaden zuzufügen, kümmerte ihn wenig.
Als die Jesuiten in Kommotau von dem Loose der vornämlich
durch ihre Empfehlung ehedem eingesetzten Pfarrer Kenntniss
erhielten, so berichteten sie darüber an den Kaiser und ersuchten ihn
durch ihre Freunde um seinen Schutz.