Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 15. Band, (Jahrgang 1855)

Die Zeiten des Fürsten Wen von Lu. 
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Die Liebe des Königs beschränkt sich nicht auf einen einzigen 
Sohn. 
„Wenn du ihn absetzest, so entsteht Empörung. Die Erhebung 
in dem Reiche Tsu pflegt zu Theil zu werden den Jüngeren.“ 
Eine besondere Ernennung zum Thronfolger ist für den ältesten 
Sohn nicht notlnvendig. Wenn seine Ernennung einst widerrufen wer 
den sollte, so würde Anlass zu einer Empörung gegeben werden. 
„Auch hat dieser Mensch das Auge einer Wespe und die Stimme 
eines wilden Hundes: es ist ein grausamer Mensch. Er darf nicht 
eingesetzt werden.“ 
Die Augen und die Stimme Schang-tschin’s lassen dessen Ge- 
müthsart erkennen. Tse-scliang erfuhr die Wahrheit des Gesagten 
an sich seihst, indem Schang-tschin im vorigen Jahre ihn durch Ver 
leumdung ums Leben brachte. 
„Jener hörte ihn nicht. Als es geschehen, wollte er wieder 
erheben den Königssohn Tschf und absetzen den Thronfolger Schang- 
tschin.“ 
Der König erklärte Schang-tschin zum Thronfolger, später 
jedoch wollte er an dessen Stelle seinen jüngeren Sohn K Tschf 
einsetzen. 
„Schang-tschin hörte es, aber er wusste es noch nicht gewiss. 
Er berief den Anführer Puan-thsung und sprach: Auf welche Weise 
werde ich es erfahren?“ 
Puan-thsung, ein Grosser des Reiches Tsu, dem der 
König den Befehl über die Truppen des Thronfolgers gegeben hatte. 
„Puan-thsung sprach: Mache Kiang-thsien ein Geschenk und 
verfahre ohne Ehrfurcht.“ 
y-p Kiang-thsien war die jüngere Schwester des Königs 
Tsching, welche mit dem Fürsten des Reiches »Jrp Kiang ver 
mählt war. Fan-thsung meint: wenn der Prinz bei der Überreichung 
des Geschenkes die dem Höheren und dem Älteren schuldige Rück 
sicht bei Seite setze, so werde Kiang-thsien gewiss zürnen und die 
Wahrheit sprechen. 
„Jener befolgte es. Kiang-thsien zürnte und sprach: 0 Bedien 
ter ! Es ist nur gerecht, dass unser Herr der König dich tödten will 
und Tschf einsetzen!“ 
Sitzb. d. phil.—hist. CI. XV. Bd. III. Hft. 
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