Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 15. Band, (Jahrgang 1855)

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Joseph Bergmann. 
ein a (a) zu hören ist, als: ear, iar, oar, uar statt er, ir, or, 
ur. Vgl. Nr. 31. Im Catechismus von 1602 wird noch er, ir, or 
und ur geschrieben. 
58. r verdoppelt sich nach den vocalisch auslautenden Vorsylben 
ga-bo- auf italienische Weise, als: borratan, borrichtan, gar 
rüstet, d. i. beraten (heiraten), berichten, gerüstet, d. h. ange 
kleidet. Schmeller schreibt aber in seinem cimbrisclien Wörterbuche 
nur ein r. 
59. s und z haben in der cimbrisclien Orthographie die Geltung, 
die sie in der italienischen Aussprache jener Gegend haben, 
indem nämlich s dem deutschen Ohre fast wie sch, slawisch s lautet, 
und z, ausser am Wortanfang, wie ein weiches s ausgesprochen wird. 
Im Cimbrisclien werden die Verbindungen sl, sm, sn, sp und st 
ganz wie die entsprechenden deutschen, von denen die ersten drei 
bekanntlich in der älteren Sprache auch noch so geschrieben wurden, 
ausgesprochen, und zwar nicht allein am Anfänge, sondern an allen 
Stellen des Wortes, z. B. slagen, smecken, snabel, spaisa, 
stap, staigen. S vor r wird sch geschrieben, als: scbraiben, 
schraigen (schreien), so auch unser Laut sch in diesem Wörter 
huche: schaf, schätz, scherzen, schinko (Schenkel, gamba), 
schoop (Schaub, Büschel), schult u.s.w., welche Wörter, wie aus 
diesen Beispielen erhellet, keine oder nur geringe Veränderung 
erlitten. Unser schic wird, da der Cimbre kein w hat, sb, als: 
sbager,sbarz,sber, d. i. Schwager, schwarz, schwer. 
60. Im Auslaute finden wir zur Angabe unseres Lautes sch in 
diesem Wörterbuche s und sch, belos und belesch, welsch, 
hübbes, hüpesch, mennes, mennesch (ahd. menisc),mensch 
lich; vloas, im Catechismus von 1602, S. 5 und 14, Flaisch; so 
auch s im Inlaute: belosar, vorsen, Welscher, forschen. 
61. Statt dieses s wird im Catechismus von 1602 öfter x 
(welches in älteren italienischen Handschriften statt s gefunden wird) 
gesetzt, z. B. xaint statt saint (sind), S. 1; mit ame xo hoghen 
heern (mit einem so hohen Herrn), S. 13; herloea?e, S. 15, und 
erloese, S. 16, und S. erluosuz und dergleichen. Marco Pezzo 
schreibt im Jahre 1763 xel (G’sell, amico), xon, xoan, d. i. 
sch0an (schön, bello), wo x statt gs und sch gesetzt ist. 
62. Für die s, die es auch in der älteren deutschen Sprache 
sind, setzt das Cimbrische, obgleich sie wie die oberitalienischen s
	        
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