Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 144. Band, (Jahrgang 1902)

Dio griechischen Phyton. 
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schaft in Elis gelangten Aetoler bei der Occupation des Landes 
nicht in Phylen getheilt waren, sondern ähnliche Verhältnisse 
bestanden wie in Arkadien. 
III. Die Phylen der äolischen Stämme. 
Wie es keine ursprünglichen arkadischen oder ätolischen 
Phylen gibt, so hat es auch im ganzen Gebiete des sogenannten 
äolischen Stammes ursprünglich keine Phylen gegeben. Wir 
haben schon erwähnt, dass für ganz Böotien nur die zwei Phylen 
von Orchomenos erwähnt sind. Pausanias (IX, 34, 5) nennt sie 
aber nicht bei einer Beschreibung der Stadt als existirend, sondern 
erzählt ihre Entstehung in seinem mythologisch-historischen 
Excurs, 1 in dem er sie als Einrichtungen des Eteokles hinstellt. 
Folglich hat er sie seiner Quelle, wahrscheinlich dem Kallippos, 2 
entnommen und übernimmt die Bürgschaft ihrer Existenz nur 
für die mythische Zeit, also von unserem Standpunkte gar 
nicht. Diese beiden Phylen Eteokleis und Kephisias können 
also überhaupt nicht als bezeugt gelten. Schalten wir sie aus, 3 
so gibt es für ganz Böotien kein Zeugniss, das uns irgend eine 
Phyle überlieferte. Stünden aber selbst die Phylen von Orcho 
menos sicher, so wäre die Sonderstellung dieser Stadt noch 
immer ein genügender Erklärungsgrund für ihre von den 
anderen böotischen Städten abweichende Organisation. Die 
frühe Entstehung der nahe aneinander gelegenen böotischen 
Städte von gewiss geringem Umfang nöthigte nicht zu einer 
Theilung des Volkes, sondern zu einer Zusammenfassung der 
Sonderstädte in einen amphiktionischen oder bundesstaatlichen 
Verband. Da aus der böotischen Landschaft niemals ein Ein 
heitsstaat entstanden ist, so brauchte eine künstliche Eintheilung 
des grossen Gebietes in Phylen nicht vorgenommen zu werden 
und da frühzeitig selbständige Städte in grösserer Anzahl ent 
standen, so entwickelten sich auch bei der ersten Occupation 
1 Outos (Iiepliisiades) tu; äßatiiXeuaev ö EteoxX^j, rrjv psv ’AvBpItu; lystv 
to ovo(j.a e’iotoe, cpuXas Se Krj^iaiaSa, r?)v 8e iripav 2ik6vj|j.ov Maurin xaTEa-c^aaTo. 
2 IX, 38, 10. Vgl. Heberdey, Die Reisen des Pausanias, S. 104, für die 
frühere Auffassung K. 0. Müller, Orchomenos, S. 177. 
3 Wie die fünf Phylen von Samothralce (Diod. V, 48) auszuschalten sind.
	        
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