Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 138. Band, (Jahrgang 1898)

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I. Abhandlung: Schuchardt. 
wolil die Gestalt *sabius, * sabium bekommen? Es wird ja 
doch der Verbalstamm nicht rein herausgeschnitten und die 
ebenso isolirte Endung darangesetzt, sondern die Ableitung 
ruht auf den gesammten Verbalformen und ist eine analogische. 
Wenn nun neben *sabit u. s. w. *sapjat u. s. w. steht, so wird 
ein Adjektiv dazu entweder *sab-us oder *sapj-us lauten, 
wie wir zu *volit, *voljat: *vol-um und *volj-um (altfranz. 
vuel und vueil) haben. Der Streit ob eine postverbale oder 
eine deverbale Bildung vorliege (s. A. Thomas Rom. XXV, 389. 
Meyer-Lübke Ztschr. XXI, 309), erscheint mir liier wenigstens 
als gegenstandslos; *sapj-us ist ja zugleich *sap-jus. Ja wenn 
es im früheren Romanisch ein *sabius gegeben hätte, so würde 
es sich wohl bald an *sapjat, *sapjens zu *sapjus angeglichen 
haben. Man beachte prov. forschapche neben nicht volkstüm 
lichem forcapi (Thomas a. a. 0. S. 390). Das Portugiesische 
nimmt eine besondere Stellung ein; da sapiat hier zu saiba ge 
worden ist, so ist gegen sabio, saibo auch aus * sapius, *sapium 
vom lautgeschichtlichen Standpunkt aus Nichts einzuwenden. 
b) c) begriffliche und lautliche Schwierigkeiten wür 
den der Herleitung der bewussten romanischen Wörter aus 
einem solchen spätlateinischen oder frühromanischen *sabius 
nicht im Wege stehen. 
II. Positiv: ] lat. sapidus. 
a) in lautlicher Hinsicht. Von den zu Anfang stehen 
den romanischen Formen sind die einen, so span. port. sabio, 
ven. savio die lautregelmässigen Fortsetzungen von sapidus, die 
andern nicht. Den verschiedenen Lautregeln zufolge sollte sa 
pidus werden zu neap. sapeto*, lomb. saved* u. s. w., prov. sähe, 
franz. sade. Die beiden letzten Wortformen bestehen allerdings, 
aber in der Bedeutung ,schmackhaft' oder solchen Bedeutungen 
die daraus hervorgegangen sind (,angenehm', ,hold‘, ,anmuthig' 
u. s. w.); sade ist in der Schriftsprache veraltet (abgesehen von 
maussade), lebt aber noch in den Mundarten fort (bürg, sede). 
Das gleichbedeutende bearn. sabre ist vielleicht aus *sabde (*sa- 
pitus ergab hier sapte, ,unangenehmer, fauliger Geschmack') ohne 
Weiteres entstanden (vgl. bearn. limpre} limpidus-, im südfranz. 
ispre} hispidus hat sich aspre eingemischt), eher wohl mit An 
lehnung an südfranz. sabrous (kat. sabros, span, vulg.-port. sabroso).
	        
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