Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 138. Band, (Jahrgang 1898)

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I. Abhandlung: Scliuchardt. 
büchern verzeichnet; es fragt sich aber ob es das alte nescio 
ist und nicht etwa in Folge irgend einer gelehrten Erwägung 
ans nesci umgeformt. Richtig hatte den Ursprung beider Wörter 
schon angegeben V. Nannucci Teorica dei nomi della lingua 
italiana (1858) S. 183 Anm. 3 [zu gnorri]: ,formato dalla prima 
persona del pres. indicat. ignoro .... Cosi da nescio dicesi pari- 
mente fare il nescio, e il nesci 1 ] über den Vorgang selbst macht 
er sich weiter keine Gedanken. So auch Petröcchi Novo diz. 
scol. (1892) zu gnbrri: ,da gnbro, ignoro‘ und zu nesci: ,dal lt. 
nescio non sapere' (B. Rivodö Tratado de los compuestos castella- 
nos [1883] S. 125 sagt freilich — ich führe das nur der Ku 
riosität halber an — auch vom span, necio: ,es el compuesto 
latino ne-scio, que significa literalmente no se‘). F. Zambaldi 
Voc. etim. ital. (1889) Sp. 1123 leitet nesci überhaupt von lat. 
ne-scire ab; in gnorri sieht er Sp. 597 das ital. ignori, ,ah, du 
weisst nicht!' (sark.). Das doppelte r von gnorri wird nur bei 
Annahme der Individualisirung einigermassen verständlich (vgl. 
Berri } Berengheri, Gasparre, Melchiorre und weiter Cioffo, 
Ciappo u. dgl.); vielleicht lag in dem - orri eine onomatopoetisch 
komische Wirkung (vgl. rüm. tu sei casa Casorri, ,du bist von 
kleiner Statur'). Ich weise noch kurz auf das Bedenkliche der 
Bianchischen Gleichung gnorri } ignarus (Arcli. gl. it. X, 343) 
hin: ich sehe von -i für -ium ganz ab; ich lasse *ignario mit 
dem Geleitschein von clario, rario passiren; aber *ignorio für 
*ignario würde durch die angeführten Fälle von -or(i)o, -or(i)a ) 
- arius, -arium, - aria selbst dann nicht wahrscheinlich gemacht 
werden wenn diese einwandfrei wären — das stammhafte a und das 
der Endung -arius sind doch nicht gleichen Geschicken unter 
worfen (eher hätte Bianchi eine Einmischung von ignorare an 
nehmen können); rr für r erklärt er überhaupt nicht — er sagt: 
,domanderebbe ulteriori studj', aber a. a. 0. XIII, 235 Anm. 1: 
,benchb non comune, non h del tutto isolato (intanto cfr. p. 230 
e n. [hier wird sgherro } scario angeführt]), ma h indifferente 
per la nostra tesi, e non occorre il parlarne.' Die offenen Vokale 
von gnqrri und nesci bedürfen der Bianchischen Konstruktion 
(Arch. gl. it. XIII, 236 f.) nicht. In ital. Buchwörtern läutet lat. 
ö offen, insbesondere auch vor r, so confessgre (welches Bianchi 
freilich aus confessarius herleitet), gloria, so igngro, so gnorri. 
Wie Bianchi dazu kommt das e von lat. nescius als lang zu
	        
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