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Professor Woce 1.
chend sein dürften, uns vom frühen Dasein einer venezianischen
Münze zu überzeugen. Als die Venezianer sich vom festen Lande
auf die Inseln flüchteten, brachten sie natürlich römisches Geld mit,
später waren oströmische und gothische Münzen bei ihnen in Umlauf;
als aber Italien unter die Langobarden und die fränkischen Kaiser
kam, und der Staat Venedig selbstständig wurde, so fingen sie, ver-
muthlich für den Bedarf ihres Handels, auch eigene Münzen zu prägen
an, jedoch immer mit Genehmigung der Königeltaliens, damit ihr Geld
auch in den Staaten dieser angenommen werden könnte; desswegen
waren die ersten venezianischen Münzen denen des Reiches ganz gleich
und trugen, wie diese, den Namen des Kaisers oder Königs, bis zu
Sebastiano Ziani 1171, da an dessen Stelle der Name des Dogen ein
trat, und hierdurch die völlige Unabhängigkeit ausgesprochen wurde.
Das ist der Erfolg der Studien über dieses Document Lothar’s,
die zwar zu gering für eine so gelehrte Versammlung, doch eine
kleine Probe ablegen mögen von dem, was in der venezianischen
Geschichte zu leisten noch übrig bleibt.
Vorgelegt:
Archäologis che Parallelen.
Von dem c. M., Hrn. Prof. Wocel in Prag.
(Mit I Tafel.)
1.
über die Bronze der Kelten, Germanen und Slawen.
Die Bedeutung und Wichtigkeit der vaterländischen Alterthums
kunde wird in unseren Tagen immer richtiger erkannt und gewürdigt.
Vor einigen Jahrzehenten war dieses noch nicht der Fall. Damals
wurden die alterthümlichen Gegenstände zumeist nach ihrem Kunst-
werthe oder nach ihrer localen Bedeutung geschätzt, ohne dass man
es versucht hätte, dieselben von einem höheren Standpuncte aufzu
fassen und ihre ethnographische und gesammt-historisclie Bedeutung
durch Combination und tieferes Eindringen in die Charakteristik
und den allgemeinen Zusammenhang derselben festzustellen. Dadurch
geschah es, dass, mit Ausnahme der griechischen und römischen