Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 104. Band, (Jahrgang 1883)

Hofier. 
202 ' 
von da mindestens drei Tage bis Orense, wo er Abends 6 Uhr 
—• wir wissen am 6. Juni — ankam. Nun haben wir einen 
chronologischen Anhaltspunkt daran, dass die Unterhandlungen 
den Tag nach der Ankunft des Primas mit K. Philipp und 
dann mit seinen Rathen geführt wurden. Letzteres geschah am 
Tage vor den Sacramentalia, das ist eben Frohnleichnamstag, 
welcher 1506 auf den 11. Juni fiel. Somit kann man den 10. Juni 
als Anfang der Unterhandlungen und den 6. Juni als Tag der 
Ankunft Philipps und des Primas in Orense ansehen, und Gomez 
ist in seiner Zeitangabe durch sich selbst widerlegt: nicht im 
Mai, sondern im Juni unterhandelte Jimenes. Dieses ist denn 
doch ebenso sicher, als dass die Behauptung desselben Schrift 
stellers, Philipp habe sich zwanzig Tage in Orense und dessen 
warmen Bädern aufgehalten, pag. 70, unrichtig ist. Wenn aber, 
auf Gomez und Petrus Martyr sich stützend, ein neuerer deut 
scher Schriftsteller im Leben des Jimenes behauptete: ,man sei 
zweifelhaft, ob es mein - kleinlich oder böslich war, wenn Philipp 
jetzt wie ein Dieb sich in die Gebirge Nordspaniens vergrub, 
um seinem Schwiegervater nicht begegnen zu dürfen; das odiunt 
cpiem laeserint trat auch bei ihm ein, nebst der natürlichen Un 
behaglichkeit, dem unters Antlitz zu treten, den er eben durch 
die Verwerfung des Vertrages von Salamanca und dadurch ge 
kränkt hatte, dass er der Tochter den Verkehr mit dem Vater 
verbot', 1 so enthält diese Darstellung so viele Irrthümer als 
Worte. K. Philipp einen Dieb zu nennen war kein Grund vor 
handen, da man ihm Castilien genommen hatte. Auch pflegen 
Diebe nicht, von sämmtlichen Granden eines Königreiches be 
gleitet, an der Spitze eines Heeres heranzuziehen. Man darf 
doch nicht ausser Acht lassen, dass es sich längst nicht mehr 
um eine persönliche Auseinandersetzung zwischen zwei Mon 
archen handelte, sondern einfach um die Frage: solle Castilien 
Einen König haben oder die Monstrosität eines dreifachen König 
thums? Da Ferdinand selbst den Primas beauftragt hatte, zu 
unterhandeln, so ging er auch in den Grundsatz ein, dass eine 
Fürstenzusammenkunft erst dann stattfinden solle, wenn die 
wichtigsten Controversen durch reifliche Besprechun 
gen der beiderseitigen Unterhändler bereits geordnet 
i Hefele S. 210.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.