Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 102. Band, (Jahrgang 1883)

Der Streit um die geistlichen Güter und das R.estitutionsedict (1629). 
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Und doch war selbst diese Aussicht nicht im Stande, 
Waldstein in einen Freund der Restitutionspläne umzuwandeln. 
Nach seiner Meinung genügte zur Besitznahme der Stifter 
Magdeburg, Halberstadt, Bremen u. s. w. das einfache Kriegs 
recht: man konnte sie behalten, weil man sie erobert hatte. 1 
Waldstein betrachtete daher eine Entscheidung, welche sich auf 
alle geistlichen Güter bezog, nicht nur als unnöthig, sondern 
auch als gefährlich; der Kaiser konnte nach seiner Ansicht 
nicht mehr gewinnen, als er ohnedies schon besass, und hatte 
demungeachtet, wenn keinen andern, wenigstens den Nachtkeil, 
dass ein grosser Theil des Heeres nicht gegen die auswärtigen 
Feinde verwendet werden konnte, weil er zur Ueberwachung 
der Unzufriedenen im Reiche selbst nöthig war.' 2 Mit anderen 
Worten: Waldstein befürwortete die Einsetzung eines katho 
lischen Erzbischofs oder Bischofs statt des evangelischen nur 
in dem Falle, wenn der Einzusetzende ein kaiserlicher Prinz 
war; er wollte Restitution, aber nur eine theilweise, keine all 
gemeine ; er wollte sie so, dass sie zwar dem Kaiser und noch 
mehr dem kaiserlichen Heere, welches aus den Stiftern seine 
Verpflegung erhalten sollte, zu Gute kam, aber nicht den Li 
gisten, jenen Ligisten, welche ihre Freundschaft für den Kaiser 
fortwährend dadurch bethätigten, dass sie mit allen Kräften 
auf die Zerstörung des kaiserlichen Heeres hinarbeiteten. Für 
den kaiserlichen Feldherrn stand die Erwerbung von Magde 
burg, Bremen, Halberstadt u. s. w. auf gleicher Linie mit der 
Vertreibung der mecklenburgischen Herzoge, der Confiscation 
braunschweigischer Aemter und ähnlichen Besitzwechseln, welche 
er ebenfalls gut hiess, und zwar darum, weil sie die Macht des 
Kaisers und seiner Generale erhöhten, die seiner Gegner 
1 Waldstein an den Kaiser, 26. Januar 1629 (Chlumecky, Keg., Anhang 
Seite 94). 
Dieser Gesichtspunkt tritt sehr stark und an verschiedenen Stellen der 
von Chlumecky veröffentlichten Briefe hervor, freilich durchwegs in solchen, 
welche erst nach dem Kestitutionsedict geschrieben sind und welche es 
daher ungewiss lassen, ob Waldstein die Aufregung, welche das Edict 
unter den Evangelischen hervorbrachte, und die dadurch entstandenen 
Gefahren schon vor Erlassung desselben vorausgesehen hat (Chlumecky, 
Reg., Anhang S. 144, 179, 182, 190, 192, 209, 219; vgl. auch Klopp, 
Tilly II, S. 82).
	        
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