Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 5. Band, (Jahrgang 1850)

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neue und nützliche Schöpfung einer noch nirgends vorhandenen 
Professur über Paläontologie, zu Theil werden könnte. 
Das w. M., H. Prof. Brücke, hielt einenVortrag : „über die 
MechanikdesKreislaufesbeiden Schildkröten.” Er 
beschrieb zunächst den Bau des Herzens und zeigte, dass das, was man 
gewöhnlich als Rudiment der Kammerscheidewand bezeichnet, eus 
nichts anderem besteht, als den hier sehr stark entwickelten Pa- 
pillarmuskeln , welche sich mit feinen netzförmig verzweigten Fä 
den an die Atrioventricularklappen heften, und dass man mit mehr 
Recht eine Fleischleiste, welche neben dem Eingänge in die Lun 
genschlagader beginnend gegen die rechte Wand des Herzens hin 
zieht, als unvollkommenes Septum ventriculoru m bezeichnen 
könne. Er macht ferner darauf aufmerksam , dass sich nicht alle 
Theile des Ventrikels gleichmässig zusammenziehen, sondern zuerst 
vorherrschend die schwächere rechte, zuletzt vorherrschend die 
muskulösere linke Herzhälfte. Zuerst also werde das venöse Blut 
ausgeleert und ihm rücke das arterielle nach. Das venöse Blut 
lliesse in Lungen-und Körperarlerien zugleich, das arterielle aber 
ausschliesslich in die Körperschlagadern , indem der Eingang in 
die Lungenschlagader während der Kammersystole durch Muskel- 
contraction und mit Hilfe eines an demselben befindlichen Knor 
pelplättchens verschlossen wird. Der Act der Verschliessung der 
Lungenschlagader wird äusserlich bemerkbar durch eine Einschnü 
rung , welche sich an ihrer Basis gegen die Mitte der Kammer 
systole bildet. 
Dass gegen das Ende der Kammersystole kein Blut mehr in 
sie einströmt, zeigt die Beobachtung ihres Pulses. Sie erreicht 
nämlich ihre höchste Spannung merklich früher als die Körperschlag 
adern, und ist schon vor Beendigung der Kammersystole wieder 
im Zusammensinken begriffen. Hieraus folgt: 
1. Dass bei den Schildkröten ebenso wie bei den höheren 
Wirbelthiercn der grosse und der kleine Kreislauf durch ungleich 
s harke Triebkräfte im Gange erhalten werden. 
2. Dass die Lungenschlagadern rein venöses Blut führen, die 
Körperschlagadern aber arterielles gemischt mit vonösem, wiediess 
luch die Farbe des Blutes aus beiden Arten von Gefässen bestätigt.
	        
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