Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 17. Band, (Jahrgang 1855)

Über die Quellen- und Brunnenwässer zu Yöslau und Gainfahrn. 279 
So weit waren wir in unserer unterirdischen Hydrographie, als 
voriges Jahr mein Nachbar, Herr Biber, Dolomitsand-Lieferant, 
einen Brunnen an einem Punkte des Berges graben liess, der 
35 bis 40 Fuss höher als unser oberer Brunnen und fast in der Mitte 
zwischen uns und der Flötzkalkwand liegt. In dieser Arbeit wurde 
nur im tertiären Conglomerat gesprengt, nach 22 Klaftern zeigten 
sich Porositäten im Gesteine oder der sogenannte Wasserstein der 
Brunnenleute und endlich Wasser. Doch da der Zufluss zu gering 
schien, wurde noch weiter bis 24 Klafter gegraben. Aber die letzte 
Klafter geschah gänzlich in einem ganz andern Gestein, nämlich 
in einer Abwechslung von Schichten, eines thonigen schwarzen 
Mergels und eines dichten grauen Kalkmergels oder unreinen Kalk 
steins. In diesen petrefaetenreichen Gesteinen fand ich unter 
einander folgende Muscheln: 1. eine mittelmässige grosse gefal 
tete, der Ostrea Marshii nahe stehende Auster; Emmerich nannte 
sie 0. Haiding er inna; 2. viele Brachiopoden, vorzüglich Spirifer 
Münsteri Da v., dann auch Tereiratula gregaria Suess. und vor 
züglich auch T. Grestenensis Suess., doch die T. cornuta S. von 
Enzersfeld suchte ich vergebens. Endlich kommen darin noch Pecten 
liasinus Ni st. und höchst wahrscheinlich eine Biscina vor. Leider 
enthalten die schwarzen Letten so viel fein eingesprengten Schwefel 
kies, dass in wenigen Tagen durch die Verwitterung die Massen 
tausend Sprünge bekommen, sich mit alaunartigen ElFIorescenzen 
bedecken und zerfallen. 
Diese Gesteine haben Ähnlichkeit mit den Steinkohlen führenden 
Lias-Schichten im St. Helenenthal, doch Pflanzen-Abdrücke sah ich 
nicht darin. Nach ihrer Paläontologie gehören sie unzweifelhaft zu 
den sogenannten Kössener Schichten des Herrn von Hauer, und 
Herr Custos Partsch bewahrt im k. k. Mineralien-Cabinete ganz 
ähnliche Gesteine und Petrefacten vom Tunnel im St. Helenenthal. 
Diese wahrscheinlich zum Lias gehörenden Schichten des Vöslauer 
Untergrundes würden die Verbindung zwischen den ähnlichen Gestei 
nen in der Nähe von Gumpoldskirchen, Baden, Enzersfeld, Hornstein 
und Piesting vorstellen. Westlich würde auf diesen Gesteinen der schon 
erwähnte Flötzkalkstein ruhen, der nach den Petrefacten zu urtheilen, 
wohl zum Staremberg- und Dachstein-Lias-Kalke gehören wird, da 
die Haupt-Muschel darin eine grosse Bivalve ist, die wohl nichts 
anders als Megaloäon triqueter Wulf, sein möchte; das Synonym von
	        
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