Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

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naͤchster Umgebung (bei 2000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche), mit lohnender Aus⸗ 
sicht, erstiegen. 
Die Pfarre des Marktes soll Bischof Gumpold zu Passau um das Jahr 915 
gegründet haben, was abermals sehr bezweifelt werden muß, weil seit der un— 
glücklichen Schlacht bei Theben (905) die dem Christenthum abholden Magyaren 
das Land bis zur Enns beherrschten; doch laͤßt der gothische Quadernbau der 
von Pfeilern getragenen Kirche und ihres Thurmes auf hohes Alter schließen. 
Gumpoldskirchen gehoͤrte, wie Guntramsdorf, zur babenbergischen Secundo⸗ 
genitur, und gelangte durch Schenkung Friedrich's des Streitbaren im Jahre 1241 
an den deutschen Ritter-Orden, der es noch als Commende besitzt. Vor der Ver⸗ 
heerung durch die Türken im Jahre 1683 soll es 500 Hauser gezählt haben. 
Jetzt ist die industrielle Production von Belange; es finden sich hier mehre Fa— 
briken, darunter eine der Firma Winiwarter und Gersheim für Zuͤnder und gal— 
vanisirtes Eisen, die jetzt die Hütten der Landleute mit feuersichern Blechcami— 
nen versieht, ferner eine durch Dampf getriebene Baumwollspinnerei. 
Zu den von den Osmanen mißhandelten und um die fruͤhere Blüthe ge— 
brachten Ortschaften gehört auch Pfaffstetten, großes Dorf, ehemals ein Markt— 
flecken mit starkem Weinbau, die letzte Station vor Baden, zu der die Bahn von 
dem schönen Tunnel des Eichkogels uns in schnurgerader Richtung fuͤhrt. Ur— 
sprung und Namen dankt es den Mönchen von Heiligenkreuz. Doch gab es im 
12. Jahrhunderte auch ein Rittergeschlecht von Pfaffstetten. 
Baden 
Ob die Thermæ Cetiae oder Fontes Pannoniæ hierher zu verlegen seien, 
wagen wir nicht zu entscheiden; so viel ist jedoch gewiß, daß die Römer die über— 
aus reiche Quelle des Ursprungs, die in der Stunde durchschnittlich 570 Eimer 
Wasser liefert, kannten und benützten, wie mehre dort vorgefundene römische Zie— 
gel mit den Stempeln der X. und XIV. Legion, Thränenfläschchen, Broncenadeln 
u. a. m. beurkunden. Aus dem Chaos der Verwilderung, welches die Züge der 
Barbarenhorden bis zur Zeit Karls des Großen über die Donauländer ausge⸗ 
breitet hatten, taucht die Kunde von den Heilquellen Baden's bald wieder auf. 
Schon die ersten Babenberger hatten hier eine Burg, wahrscheinlich den jetzigen 
Herzogshof. Vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts blühte ein Geschlecht 
der Herren von Paden; ihr Schloß, in der Naͤhe der Pfarrkirche, wurde spaͤter 
von Raͤubern in Besitz genommen und unter Friedrich IV. zerstört, welcher der da— 
mals schon sehr ansehnlichen Ortschaft Stadtrecht verlieh. Ihre ferneren Schick⸗
	        
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