Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

Die Bäder sind jedoch keineswegs Baden's einziger Reichthum, gebricht es 
zur Zeit auch noch an höherem industriellen Aufschwung, und ist auch die Maschinen— 
fabrik von Escher und Nysel das einzige Etablissement von Bedeutung, so flie— 
hen die- Nahrungsquellen doch ziemlich ergiebig und sicher. 
Was sich auf Lebensbedarf bezieht, zeigt selbst manchen entschiedenen Vorzug, 
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mit sonstigen Landesproducten, mit feineren Eisen- und Stahlwaaren ist erheblich. 
Ein sehr wichtiges und unverwüstliches Capital liegt jedoch in dem hohen Reize 
der Gegend, in der Fülle von Spaziergängen und Anlagen. Wir meinen damit 
nicht eben den sogenannten „Park“, den Schauplatz der Mittags-Promenaden, 
auf dem sich die elegante Welt altherkömmlich im Kreise herumtreibt und Schlag 
Eins, wie die Geister beim ersten Hahnenschrei, verschwindet, wiewohl schon der 
anstoßende Calvarienberg auf der geringen Höhe der Kreuzkapelle eine reizende 
Aussicht darbietet. Wir meinen nicht die mit dem Park in unmittelbarer Verbin— 
dung stehenden Lang'schen, nicht die Alexandrowiczschen Schönfeldschen und Palffy'⸗ 
schen Anlagen am Mitterberg, nicht die schattigen Gudenau'schen nach dem Jä— 
gerhause, nicht den Dobblhof'schen Garten, nicht die sogenannten Milchmariandeln 
u. s. w., die es natüurlich erscheinen lassen, daß die Geldaristokratie, welche die 
Reize des Landlebens gerne mit Bequemlichkeit genießt, Baden zu ihrem Lieblings— 
sitze erwählt und es nach allen Richtungen hin mit einem lieblichen Kranze pracht— 
und geschmackvoller Land⸗ und Schweizerhäuser umgeben hat. Wir meinen vor 
Allem die westliche Umgebung Badens, den romantischen Thaleinschnitt, aus dem 
der Schwechatbach sich heraus schlängelt, eine wahre Schatzkammer von Scenerien, 
wie sie der Genius Poussins nicht herrlicher zu erfinden vermochte, Baden's eigen— 
thümliches Juwel, das weltbekannte „Helenenthal“ mit seinen Auszweigungen 
und Fortsetzungen. 
Zwei altergraue Schloßruinen, unter deren linkseitiger, den schönsten Con— 
trast zu ihr bildend, die imposante, vom Erzherzoge Karl Ludwig, dem Helden 
von Aspern, in den Jahren 1820- 1823 erbaute Weilburg, ein Werk des tüch— 
tigen Architekten Kornhäusel, vom dunkelbewaldeten Hintergrunde des Lindkogels 
scharf sich abhebt, bewachen den Eingang in das Thal, durch das eine schöne 
Fahrstraße, durch den Fels des Urthelsteines, den ersten Tunnel in Wien's Um— 
gebung, hindurch geleitet, zwischen sanftem Mittelgebirge, nach den Krainerhütten, 
und weiterhin rechts nach Heiligeukreuz, links nach Mayerling und Alland führt. 
Hier tritt uns auch die Sage wieder entgegen, die namentlich an der dreikanti— 
gen Warte von Rauheneck am rechten Ufer des Baches und an der querüberlie— 
genden Veste Rauhenstein, welche mit den kaum mehr erkennbaren Trümmern 
von Scharfeneck ein Dreieck bilden, entsprechende Anhaltspuncte findet. Von Rau—⸗ 
heneck's Zinnen starrte noch vor Jahrzehenten eine kleine krüppelige Föhre in die 
Luft hinaus. Der Geist eines Schloßherrn, hieß es, werde nicht eher Erloöͤsung
	        
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